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dem Krummstabe hat nicht nur von jeher ein stattlicher Marktflecken gut wohnen gefunden,
in neuerer Zeit hat die prächtige Waldgegend zahlreiche neue Ansiedler herbeigelockt, die
um den Ort einen Kranz freundlicher, moderner Landhäuser schufen. Milgost und Slavko
von Riesenburg, dessen Stammschloß noch heute als stolze Ruine über das Kloster hin-
schaut, haben diese altehrwürdige Pflanzstätte deutscher Cultur 1199 gegründet, indem
sie Cistercienser aus dem oberfräukischeu Waldsassen herbeiriefen. Alle die schweren
Stürme, welche unser Vaterland erzittern machten, tobten auch um die ehrwürdige Abtei,
die sie sieghaft überdauerte und die, wenn auch ihre Kirche von einem knnst- und pracht-
liebenden Abt des vorigen Jahrhunderts im Geschmack seiner Zeit umgestaltet wurde,
in ihrem Kreuzgang und Kapitelsaal eines der bedeutendsten gothischen Baudenkmale
Böhmens erhalten hat.
Sehr einladend ist der Besuch der Felsenkuppe des Wieselsteins (956 Meter), der
einen Blick auf die Dux-Brüxer Braunkohlenmulde bietet, wo aus dem feineu Dunstschleier,
den die brennenden Halden verbreiten, die Ortschaften wie Inseln aus einem See hervor-
tauchen und die Kegelberge von Brüx wunderlich wie riesige Maulwurfshaufen heraus-
schauen. Am Fuße des Gebirges reihen sich in südwestlicher Richtung Oberlentensdorf,
der regsame Vorortbes erzgebirgischen Spielwaarenbezirkes, das schöne Jagdschloß Eisen-
berg, welches von waldigem Gipfel in halber Höhe des Gebirges auf den sehenswerthen
Park zu seinen Füßen niederblickt, das nicht minder schöne Schloß Rothenhaus, Görkau
und Komotau, letzteres gleich Leitmeritz eine ansehnliche Schulstadt Böhmens, zugleich
ein wichtiger Knotenpunkt des Verkehrs und eine hervorragende Industriestadt.
Wir benützen von hier aus den Schienenweg, der über das Gebirge führt, und
gelangen so von den Schleifen und Windungen der Bahn bald herab ins Land, da
wieder über die Gebirgslehne oder in den tief unter uns gelegenen Assiggrnnd hinab-
sehend, auf die Hochfläche des Gebirges, die uns bald in ihrer ganzen Eintönigkeit umgibt.
Selbst ein Blick in die weite Mulde, in deren Mitte Preßnitz, die Heimat der wandernden
Musikanten gelegen ist, bringt wenig Abwechslung. So verlassen wir den Zug in Kupfer-
berg, nahe der Wasserscheide des Gebirges, ersteigen den Kupferhügel (908 Meter)
nächst diesem Bergstädtchen und erlaben uns an der Aussicht, die sich von hier über das
gesegnete Saazer Land und Kaaden, über das gegenüberliegende Dnppaner Gebirge, in
das tief unten liegende Egerthal und über die Höhen des Erzgebirges bietet.
Und nun zum Keilberg, dem König des Erzgebirges! Eine schöne wohl-
gepflegte Straße führt uns im kühlen Waldschatten fast bis zum Gipfel hinauf. Oben
gestattet uns die Gallerie auf dem Franz Josephs-Thurm die weite Rundsicht über den
Wipfeln der arg zerzausten Wettertannen. Von den im bläulichen Duft verschwimmenden
Knppen der Lausche und des Jeschken im Osten über die Zinnen des Mittelgebirges, weithin
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch