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Abwechslung in die Einförmigkeit des Gebirges, dessen Waldmantel vorherrschend ans
mit Tannen gemengten Fichtenbeständen, in der oberen Region nur aus letzteren besteht.
Eingesprengt sind Buchenarten, die Waldstraßen meist mit Bäumen des Bergahorns
bepflanzt, der hier trefflich gedeiht. Das Gebirge wird noch von keiner Eisenbahn durch-
schnitten, wohl aber von mehreren Chausseeu, welche die Commnnication zwischen Böhmen
und Baiern vermitteln. Die Haupteinbruchstellen sind böhmischerseits Dachau uud
Bischofteinitz. Dachau, der Sitz der Ceutralverwaltung der gleichnamigen fürstlich
Windischgrätz'scheu Domäne, zu welcher der größte Theil des nördlichen Böhmerwaldes
gehört, liegt zwischen waldlosen Höhen zu beiden Seiten der Mies, welche hier aus einem
unmuthigen Dhale hervortritt, durch das von dem tiefgelegenen Schlosse eine prächtige
Allee alter Ahorne, Ulmen, Pappeln und Linden nach der waldumringten Ortschaft
Heiligen führt, wo sich das neue vom Feldmarschall Windischgrätz erbaute Schloß uud
daneben in einem ehemaligen Paulanerkloster das Forstamt befindet. Eine reizende Partie
ist das benachbarte Aglaienthal mit der malerischen, eine prächtige Aussicht gewährenden
Felsmasse des Hirschensprunges. Das Miesthal ist von hier bis Galtenhof, bis wohin die
von Tachau nach Baiern führende Straße in ihm bleibt, eine von theilweise bewaldeten
Bergen eingefaßte Thalmulde. Vom Gakenhof gelangt man, nordwärts wandernd, durch
ausgedehnte Waldungen nach dem zur fürstlich Metteruich'scheu Herrschaft gehörenden
Dillenberg, dem schönsten Aussichtspunkt der nördlichen Gebirgshälste. Sein breiter
Rücken trägt eine hervorragende Felsgruppe, von der aus man eine umfassende Aussicht
auf das Fichtel-, Erz- und Teplergebirge und südwärts über die Waldkämme des nördlichen
Böhmerwaldes bis zu den hochragenden Gipfeln des südlichen genießt.
Bischofteinitz, eine freundliche Landstadt mit großem, dem Fürsten Trauttmaus-
dorff gehörigen Schlosse (der „Herrenburg"), liegt von Obstgärten umrahmt zu beiden
Seiten der hier breit dahinströmenden Radbnsa in einem schönen gegen Westen offenen
Thalkessel. Unter den diesen umringenden, mit Kiefern und Birken bewaldeten Bergen
bietet der Galgenberg eine prachtvolle Rundschau dar, welche vom Pfraumberg und dem
östlich davon sich erhebenden Siebenbergen westwärts die ganze südliche Hälfte des
nördlichen Böhmerwaldes mit seinen düsteren Waldkämmen und felsigen Kuppen umfaßt
und südwärts bis zu dem hochgewölbten Hohen Bogen (Eckstein, 1073 Meter) und dem
zweispitzigen Osser (1283 Meter) reicht. Ostwärts schaut man weit hinein auf das hüglige
Plateau, durch das sich die Radbufa gegen Pilsen hin schlängelt, südostwärts über das
vielknppige Amphibolitgebiet von Nengedein bis zu den Klattauer Bergen. Die von Pilsen
kommende, quer durch den Böhmerwald nach Baiern (Eslarn) führende Landstraße folgt
dem von Bischofteinitz aus mit meist unbewaldeten Bergen und Höhen eingefaßten Dhale
der Radbnsa bis Weißensulz, wo sich das Thal nach Südwest wendet und bald in eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch