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dem niedrigeren Plateau der „Gefilde" verschmilzt. Es umfaßt die unwirthlichsten Einöden
des Böhmerwaldes und birgt außer der kleinen Ortschaft Mader (980 Meter), einzelnen i
Forsthäusern und Holzhauerhütten keine menschlichen Wohnungen in seinem rauhen Schooße.
An seinem Südwestrande, wo die Wasserscheide und Landesgrenze hinziehen, erheben
sich jenseits der letzteren einzelne nach Baiern steil und lang abfallende Kuppen, darunter
die beiden höchsten Gipfel des oberen Waldes, der Große Rachel (1450 Meter) ^
und der Lüsen (1372 Meter). Ersterer bildet eine breite, in einen Gneisfelsengrat aus-
laufende Pyramide, letzterer, von der Form eines umgestürzten Kegels, ist ein grandioses
Haufwerk übereinander gethürmter Granitblöcke. Ein vom Fuße des Rachels gegen Süd- ^
west streichender Querriegel, der Riuchnacher-Hochwald, verbindet den Grenzkamm
unmittelbar mit dem baiexischen Walde. — Von dem nördlich vom Lüsen gelegenen l
Marberg (Markops, 1328 Meter) an bildet der Grenzkamm böhmischerseits nur einen !
niedrigen Höhenzug, welcher am Paß von Buchwald, dem höchst gelegenen Dorfe des
Böhmerwaldes (1162 Meter), den die Außergefild-Freyunger Landstraße überschreitet,
sich im Siebensteinfelsen nochmals bis 1259 Meter erhebt, dann aber sich südsüd- j
ostwärts wendend an Höhe abnimmt und in ein anmuthiges, reich bevölkertes, ganz in
Baiern gelegenes Hügelland auflöst, das bis an das Dreisesselgebirge reichend jene breite!
Depression im Hauptzuge des Böhmerwaldes bildet, durch welche die von Winterberg über ^
Kuschwarda nach Baiern führende Ärarialstraße gelegt ist. Der Paß von Kuschwarda
besitzt nur 812 Meter Seehöhe.
Wendet man vom Fallbaum, Rachel oder Lüsen seine Augen nord- und ostwärts,!
so überschaut man eine Berglandschaft von schier ungeheurer Ausdehnung, deren fernste«
Kämme und Kuppen mit den Höhen des inneren Böhmens zu verschmelzen scheinen. Ein!
Kamm folgt dem andern, eine Bergkuppe drängt die andere und dazwischen dehnen sich-
breite Thalmulden aus, deren grüne Wiesenflächen mit den dunkeln Nadelwäldern
anmuthig contrastiren. Der Feldbau erscheint beschränkt, Wald und Wiesen herrschen
überall vor. Die Bevölkerung wohnt in Einschichten oder zerstreuten Ortschaften, hin und
wieder verkündet eine aus den Wäldern und Thalmulden aufsteigende Rauchsäule diej
Thätigkeit der Holzhauer und Köhler oder das Vorhandensein einer Glashütte. Es ist^
das große Eentralgneisplatean des Böhmerwaldes, welches in das Gebiet der Klinischen!
Freibauern, die Bergreichensteiner Gebirgsgruppe und das Hochland der Gefilde
zerfällt. Ersteres erfüllt den Raum zwischen dem Angel- und Wotawathal, dem Stuben--
bacher Gebirge und dem Vorgebirge von Bergstadt Welhartitz, Cachrau und Drosau. Auf
ihm liegen die großen Dörfer Seewiesen (842 Meter) und Haidl (916 Meter), die Stadt
Hartmanitz (712 Meter) und in deren Nähe bei Gutwasser der herrliche Aussichts-
punkt des granitnen St. Günthersfelsen (1006 Meter). Seine Gneismasse wird, wie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch