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mit jungem Wald bedeckt. Neben dem Walde sind Wiesen und Sümpfe die vorherrschenden
Vegetationsformen. Die Sümpfe zerfallen in „Auen" (Grassümpfe) nnd „Filze" (Hoch-
moore). Erstere, entweder nackt oder mit Weiden, Birken (Lewla alda), Erlen und
Sumpfkiefern (?inus silvestris uli^invsa) bewachsen, breiten sich vorzugsweise in den
wiesenreichen Flußthälern und Niederungen aus, letztere, deren oft klafterdicker Torfboden
vorherrschend mit Torfmoospolstern (LpkaAnum) überzogen und gewöhnlich nur mit
Krummholzkiefern «l'iiuiZ montan» uneinata), Schwarzbirken (Letula carpatkica) und
verkrüppelten Fichten bekleidet ist, auf den höheren Plateaus und auf den Gebirgskämmen.
Die oft eine große Ausdehnung besitzenden Filze haben ein sehr düsteres Ansehen und
sind wegen ihrer zahlreichen tiefen, oft mit Moos überkleideten Wasserlöcher gefährlich zu
begehen. Manche enthalten Teiche und Lachen, ja der große Seefilz bei Jnnergefild trägt
auf seinem Rücken einen See mit einer schwimmenden mit Knieholz bewachsene» Insel.
Von Obstbäumen gedeiht in dieser Region fast nur noch der Vogelkirschbaum, welcher
wahrhaft riesenmäßige Dimensionen erreicht, von Getreide gut nur noch Roggen und
besonders Hafer neben Flachs und Kartoffeln. Die Straßen Pflegen mit Ebereschbäumen
bepflanzt zn sein. Die durch die ausgedehnten Wiesengründe begünstigte Viehzucht überwiegt
den Feldbau, beide die Forstwirthschaft. In der oberen Region, wo die Fichte beinahe
ausschließlich den bis fast zu den höchsten Kuppen reichenden Wald zusammensetzt, gibt es
nur noch Bergwiesen oder „Almen", auf welchen das Vieh, besonders Ochsen, während
des Sommers weidet. Der Wald ist vielfach von Sturm und Schneebrnch zerfetzt, auf
den Kämmen und Kuppen lückig, struppig und flechtenbehängt. Die Böhmerwaldflora
ist zwar artenreich, aber arm an seltenen Pflanzen und enthält keine einzige ihr eigen-
thümliche Art. Die wenigen seltenen Pflanzen, unter denen das Alpenglöckchen (3oI6aneIIa
montana) und der österreichische Dorant (voronieum anstriaenm) charakteristische
Arten des Böhmerwaldes sind, gehören der österreichischen Flora an und erreichen hier
ihre nördliche Grenze.
Die ungeheueren Waldmassen und die vielen Sümpfe bedingen einen großen
Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre, welcher die Ursache reichlichen Regens im Sommer
und großer Schneemassen im Winter ist, zugleich aber auch mildernd auf die Hitze des
Sommers und die Kälte des Winters wirkt. Die Wiesen bleiben üppig grün, bis sie im
Oetober vom Schnee bedeckt werden, der in den höheren Lagen bis Mitte Mai, an den
höchsten Kuppen selbst bis in den Juni hinein liegen bleibt. Der spät eintretende Frühling
ist wegen der Bodennässe und des häufigen Regens keineswegs die schönste Jahreszeit;
diese ist vielmehr der Herbst, wo meist beständige Witterung bei heiterem Himmel herrscht.
Dann, noch mehr im Winter, wo die Luft wunderbar klar zu sein pflegt, genießt man
von allen vorragenden Bergen, selbst von manchen hoch gelegenen Ortschaften (Buchwald,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch