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die Fürstenburg Slawniks stand, ist ein wenig höher als das Flnßufer. Weiter abwärts
erscheint die Stadt Podebrad, der angebliche Geburtsort des großen Königs Georg von
« Podebrad, aus dessen Zeiten noch der runde Wartthurm stammt, welcher sich aus dem
weißen Gemäuer des Schlosses erhebt und mit demselben meilenweit sichtbar ist. Die etwas
weiter nordwestlich gelegene Stadt Nimbnrg charakterisirt sich durch ihre Anlage als
eine alte Stadt, denn der ihr bei der Gründung verliehene Name Neuenburg hat durch den
Verlauf von sechs Jahrhunderten seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Peinliche Sucht
nach Regelmäßigkeit hat den Gründer nicht geleitet und so unterscheidet sich das helle,
luftige Nimburg mit seinem viereckigen etwas schrägen Ringe und den gekrümmten Gassen
von vielen königlichen Städten. Mit dem Alten hat es wohl sehr aufgeräumt, aber seine
Laubgänge am Ringplatz nicht vollständig eingebüßt. Der für diese Stadt so charakteristische,
in Böhmen eben nicht oft vorkommende alte Ziegelbau hat, nachdem die alten Ringmauern
nnd Thore erst vor einigen Jahren abgebrochen wurden, seine vorzüglichsten Vertreter
in den beiden im gothischen Stil erbanten Kirchen, der mit einem zierlichen Thurme
geschmückten Decaual- und der verunstalteten ehemaligen Dominicanerkirche.
Von Nimburg abwärts erblickt man zu beiden Seiten der Elbe wieder dieselbe Ebene
mit viel Wiesenland, etwas Wald und zahlreichen zerstreuten Baumgruppen; stunden-
weit kann man mit dem Auge diese Ebene verfolgen, aus der sich hier und da mäßig hohe
Hügel und die Schornsteine der Zuckerfabriken erheben. Südwestlich von Nimburg liegt
in mäßiger Entfernung von der Elbe die Stadt S adska. Ihr Kern war sonst der westlich
von der Stadt gelegene längliche Hügel, auf dem noch die Pfarrkirche geblieben ist,
während sich die Stadt unter ihm iu der Ebene zeilenartig ausbreitet, durch Nebengassen
auch den Hügel umspannend. Am rechten Elbe-User, doch in einiger Entfernung vom
Flusse, liegt die Stadt Lissa, welche von dem auf einer Anhöhe stehenden Schlosse überragt
wird. Das Schloß erinnert an seine ehemaligen Besitzer, den Reiterobristen Johann
Grafen v. Spork (gestorben 1679) und seinen kunstsinnigen, aber dabei wunderlichen Sohn
Franz Anton (gestorben 1738). Von Lissa westlich beginnen am rechten Elbe-User die
ausgedehnten Brandeiser Wälder, sonst dem Jagdvergnügen unserer Herrscher dienend.
Am linken Ufer liegen die Städtchen Alt-Prerow, Celakowitz und Tanschim. Während die
Thallandschaft stetig herabsinkt, erheben sich die Ufer südlich ziemlich rasch zu dem Hügel-
lande von Nehwizd und Mochow. Abwärts liegt am linken Ufer die Stadt Brandeis an
der Elbe. Während hier das rechte Ufer so ziemlich den Charakter der Ebene beibehält,
ist das linksseitige je näher der Stadt, desto steiler. Die Stadt entstand aus zwei ehemals
selbständigen Ortschaften. Das Schloß, ein beliebter Sommeraufenthalt Rudolfs II. und
auf kurze Zeit auch des berühmten Astronomen Tycho de Brahe, ist der Mittelpunkt einer
ausgebreiteten Herrschaft, die seit 1547 bis 1860 sich im Besitz der Krone befand, seither
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch