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verbindet die Bronze- mit der Hallstatter Cnltnr. Dolche ohne Griffznnge kommen in
Grabhügeln sehr häufig vor, so in Uuetitz, Roztok, Doubrava (Bezirk Caslan), bei Leit-
meritz, Lobositz, Lochovitz, Uuter-Ksel, Böhmisch-Brod, Hladomri, bei Elbeteinitz, Pisek,
Krtenovo und Kostelee bei Moldanthein, Groß-Pisecnä (bei Protivin), Mnnice (bei Frauen-
berg) u. s. w. Flachcelte (Paalstäbe) ohne Lappen, nur mit Seitenleisten, fand man in
Sobenitz (Sobeniee) bei Leitmeritz, 28 Stück in einem Topf, Maskovitz, Plavnitz (bei
Bndweis) und sonst zerstreut vor.
Die Thongefäße dieser Zeit sind meist mit Graphit bestrichen und formenreich
in der Verzierung und Gestalt. Ob die Thongefäße mit den mondförmig oder hörnerartig
aufstrebenden Henkeln, wie solche am Rivnäc, auf den Hradiste der Sarka uud Zamky, bei
Roztok und bei Zelenitz als Seltenheit, wohl aber zahlreich in den Terramare Italiens auf-
treten, in unserem Lande noch der neolithischen oder bereits der Metallzeit angehören,
läßt sich nicht entscheiden; letzteres scheint am Rivnäe wahrscheinlicher zu sein.
Eisenzeit. Mit dem Auftreten des Eisens in unseren Gegenden, des neben
der Bronze gebrauchten Materials zur Verfertigung von Artefacten, beginnt die
Eisenzeit, welche gewöhnlich wieder in die Hallstat ter und in die I ' ene-Zei t
geschieden wird.
a) Hallstat ter Zeit. Auch hier finden wir wieder, wenn wir die Gesammtsunde
des Landes verfolgen, keinen Sprung, sondern einen allmäligen Wechsel des Inventars,
und wenn auch in einzelnen der ältesten Fundorte dieser Zeit kein Eisenartefact vorgefunden
wurde, so nähern sich doch die Bronze-Objecte schon so weit der Technik der Hallstatter
Cultur, daß man sie, wenn schon überhaupt eine Zeiteintheilung gemacht werden mnß, der
letzteren zuschreiben kann. Abgesehen von dem offenbar bronzezeitigen Massenfund, welcher
im Walde Okrouhllk bei Taus (Domazlice) gemacht wurde und der aus Sicheln, offenen
Armringen, Pfeilspitzen und Celten besteht, ist besonders der Inhalt der Grabhügel von
Milavec bei Taus deßwegeu so wichtig, weil in einem derselben neben alten Bronzen,
einem Schwert und schön geformten und verzierten Thongefäßenein Opferwagen nebst
anderen Bronzegefäßen gesunden wurde, die wohl schon der Hallstatter Cultur zugeschrieben
werden müssen. Der Opferwagen ruht auf vier vierspeichigeu Rädern, ist deichsellos und
trug anf erhöhten Achsen in der Mitte eine Bronzevase mit Leichenbrand, deren Rand mit
kleinen getriebenen Buckeln dreireihig geziert ist. Ähnliche Wägelchen wurden an der Mnr
in Steiermark, in Mecklenburg und auf der Insel Schonen gefunden. Hierher gehört
auch die bronzezeitige und Hallstatter Reste enthaltende Grabhügelgruppe von Dobra
(UnHost). Interessant sind große hohle, offene Ringe aus getriebenem Bronzeblech, wie zwei
solche auch in einem Grabe beiRovna (Strakonitz) dicht auf einem Menschenschädel aufliegend
gefunden wurden; der untere der letzteren ist 22 5 Centimeter breit und 6 5 Centimeter hoch,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch