Page - 256 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Volume 14
Image of the Page - 256 -
Text of the Page - 256 -
256
Königs Ludwig IV. (des Baiern) schloß Johann am 23. April 1318 zu Taus mit dem
Adel Frieden, mußte jedoch versprechen, keinem Ausländer mehr ein Amt oder Lehen zu
übertragen und die Krongüter in den Händen des Adels zu lassen.
Die Bedeutung der Regierung König Johanns liegt in den bleibenden Erfolgen,
die er in der äußern Politik errungen hat. Nach dem Tode des letzten Markgrafen von
Brandenburg aus dem Geschlechte der Askauier (1319) gelang es Johann, die einst einer
Schwester König Ottokars II. als Mitgift übergebenen Städte Bautzen, Kamenz und Löban
znrückzuerwerben, 1322 erhielt er für seine dem König Ludwig IV. in der Schlacht bei
Mühldorf geleistete Kriegshilfe Eger sammt Gebiet als Pfand für 20.000 Mark, 1327
und 1329 brachte er die meisten schleichen Herzoge zur Anerkennung seiner Lehenshoheit,
1329 erwarb er Görlitz, 1335 das Herzogthum Breslau, 1346 Lauban und Zittau. Nur
vorübergehend waren dagegen seine Erwerbungen in Oberitalien, wo ihm im Jahre 1331
in einer ganzen Reihe von Parteinngen zerrissener Städte die Signorie übertragen ward,
und in Tirol, welches an Johanns gleichnamigen Sohn, den Gemal der Erbtochter
Margaretha des 1335 verstorbenen Herzog Heinrichs von Kärnten und Grafen von
Tirol, gekommen war, aber infolge der durch Margaretha bewirkten Vertreibung
Johanns aus Tirol 1341 wieder verloren ging. Da Margaretha hierauf Kaiser Ludwigs
gleichnamigen Sohn, den Markgrafen von Brandenburg, heiratete, rächte König Johann
den seinem Hause angethanen Schimpf, indem er in Verbindung mit des Kaisers Erzfeind,
Papst Clemens VI., die Erwählung seines ältesten Sohnes Karl zum römischen König
durch die Mehrheit der deutschen Kurfürsten bewirkte (11. Juli 1346). Kurz darauf, am
26. August, ließ sich König Johann, der dem französischen König Philipp VI. gegen König
Eduard III. von England zu Hilfe gezogen war, in der blutig-heißen Schlacht bei Erecy
in der Picardie trotz seiner Blindheit ins dichteste Kampfgewühl führen und fand hier ein
des Ehrentitels „Krone der Ritterschaft", den ihm König Eduard III. gab, würdiges Ende.
In Böhmen hatte sich Johann nie recht heimisch gefühlt, viel lieber hielt er sich in seiner
Grafschaft Luxemburg oder am französischen Hofe auf oder nahm an Fehden mit
lothringischen und rheinischen Fürsten Theil. Böhmen betrachtete er nur als Geldquelle für
seine dynastischen Pläne, seine Kriege und Vergnügungen, wozu besonders glänzende
Turniere gehörten, die er weit und breit besuchte und auch auf eigene Kosten ver-
anstaltete.
Den böhmischen Thron erbte sein Sohn Karl. Derselbe, als römischer König dieses
Namens der Vierte, 1316 zu Prag geboren, war von 1323 bis 1330 am glänzenden
französischen Königshofe erzogen worden, und zwar nicht blos in edler Rittersitte, sondern
auch in den Wissenschaften, selbst der Theologie. Ein günstiger Zufall war es, daß sich
unter seinen Lehrern auch der weltkluge Pierre de Rosiers, Abt von Fecamp, befand,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch