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de» Herren gemeinsam Südböhmeu verheerte». Albrecht wollte Wenzel zwinge», ihn zum
Vicar des römischen Reiches zu bestellen, starb aber schon im Angnst dieses Jahres.
Zwischen Wenzel und den böhmischen Herren kam es trotz des durch König Siegmnnd
von Ungarn im April 1396 gefällten Schiedspruches zu keiner dauernden Versöhnnng.
Während letzterem zufolge die Laudesregieruug einem aus Mitglieder» des Herrenbundes
gebildeten Rathe anvertraut werden sollte, gestattete Wenzel seinen Günstlingen nach wie
vor Einfluß auf dieselbe; die Rache der Herren blieb nicht aus: sie ließen vier dieser
Günstlinge in Karlstein ermorden (Juni 1397). Kurz vorher hatten die rheinischen Kur-
fürsten auf einem Reichstag zu Frankfurt König Wenzel, der zehn Jahre lang das Deutsche
Reich nicht betreten hatte, aufgefordert, einen Hauptmann znr Ausübung der königlichen
Regiernngsrechte im Reiche zu bestellen. Als er sich hierauf in dasselbe begab,
bestellte er Josts Bruder, Prokop, zum Landeshauptmann in Böhmen, weßhalb Jost
und die böhmischen Herren im Sommer 1398 Krieg gegen Prokop begannen. Mit ihnen
verband sich im Jauuar 1400 Köuig Siegmuud zur Vernichtung Prokops. Als sich
Wenzels Ohnmacht selbst in seinen Erblanden in so grellem Lichte zeigte, schwand auch
in den Knrsürsten der letzte Rest der Achtnng vor dem König. Am 20. August 1400
erklärten die rheinischen Kurfürsten Wenzel für abgesetzt und wählten den Rheinpfalzgrafen
Ruprecht znm römischen König, mit welchem Jost uud der böhmische Herreubuud, ja selbst
Prokop hochverrätherische Verbindungen anknüpften. Der treulose König Siegmund
benutzte die Nothlage Wenzels, nm von ihm im Januar 1402 die Eruenuuug zum Vicar
des heiligen römischen Reiches und znm Landeshauptmann von Böhmen zn erlangen,
»ahm Wenzel in Prag gefangen nnd lieferte ihn im August dieses Jahres in die Hände
Herzog Albrechts IV. von Österreich, dem er für den Fall seines ohne männliche Erben
erfolgenden Todes das Königreich Ungarn zu vermachen versprach. Im November 1403
entkam jedoch Wenzel aus seiner Gefangenschaft zn Wien nach Böhmen und entzog
Siegmund die ihm früher ertheilten Würden. Der Krieg, den dieser mit Herzog Albrecht I V.
im Sommer 1404 gegen Wenzel in Mähren und Oberschlesien führte, blieb erfolglos,
Albrecht IV. starb im September und der Vormund seines unmündigen Sohnes Albrecht V.,
Herzog Wilhelm, schloß mit Wenzel im Februar 1405 Friede».
Die unglückselige Kirchenspaltung dauerte fort, indem auf Bouifaz IX. 1404
Jnnocenz VII. und auf dieseu 1406 Gregor XII. in Rom, aus Clemeus VII. in Avignon
1394 Benedict XIII gefolgt war. Da die beiden Päpste sich weigerten, abzudanken, so
schrieben die beiderseitigen Cardinalscollegien auf de» 25. März 1409 ein Concil nach
Pisa a»s, welches de» allein rechtmäßigen Papst wählen sollte. König Wenzel, den die
Cardinäle als römischen König anzuerkennen bereit waren, während er von dem mit
König Ruprecht verbundenen Gregor XII. keine Förderung erwarten konnte, verlangte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch