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kamen wohl zustande, aber von Matthias' Versprechungen wurde keine einzige erfüllt.
Man trat an Georg mit Forderungen heran, die er ganz uud gar nicht annehmen konnte.
So ging der Congreß ohne Resultat auseinander. Aber nicht genug daran: Georg hatte
kaum Olmütz verlassen, so ließ sich Matthias — 3. Mai — feierlich als böhmischer
König proclamireu und hierauf von allen seinen Anhängern huldigen.
König Georg kam erst jetzt durch großen Schaden gewitzigt zur Einsicht, daß
ihm diplomatische Knust zu keinen Erfolgen verhelfen werde, und er entschloß sich zu sehr
energischen Maßregeln. Vor allem andern und um zum weiteren Kampfe Bundesgenossen
zu finden, entsagte er seinem Herzenswunsche, den böhmischen Thron seinen Nachkommen
hinterlassen zu können. Mit Einwilligung des böhmischen Landtages legte er dem König
von Polen Kazimir einen Antrag vor, wornach dessen erstgeborner Sohn Wladislaw ihm
in Böhmen nachfolgen sollte. Dieses Angebot wurde in Polen mit großer Freude
angenommen. Während dessen begann Georg den Krieg mit großem Nachdruck auf alle»
Seiten, namentlich in Mähren und Schlesien, und führte ihn überall mit Glück. König
Matthias wandte sich rasch nach Ungarn, um dort ein neues Heer zu werben; mit diesem
eilte er erst im Januar 1470 wieder nach Mähren zurück, und es gelang ihm bei einem
neuerlichen Einfall in Böhmen bis gegen Kolin und Kattenberg vorzudringen. Solange
das ungarische Heer keinen Feind vor sich hatte und Dörfer und Marktflecken eiuäscheru
konnte, ging Alles gut, sobald aber ein böhmisches Heer aufgebracht wurde und die Ein
wohner anfingen in dem Eisengebirge Verhaue zu machen, da mußte sich Matthias zu
raschem Rückzug entschließen, welcher zeitweilig einer planlosen Flucht nicht unähnlich
und mit großen Verlusten verbunden war. Der ungarische König kehrte darnach, nach>
dem er in Mähren Besatzungen zurückgelassen hatte, in sein Königreich zurück.
König Georg litt viel, aber er blieb unbesiegt. Ja seine wüthendsten Gegner, die
Breslauer, hatten schon Matthias' Herrschaft sattbekommen und sannen nach, wie der
Friede zu vermitteln wäre. Und endlich erbot sich auch König Matthias, dem von Seiten
des Kaisers Friedrich III. Feindschaft drohte, zu Friedensverhandlungen. Zu ihnen neigten
auch viele deutsche Fürsten hin, welche beim päpstlichen Stuhl für König Georg ihr Wort
einlegten. Papst Paul II. sah, daß der Kampf ohne sonderliche Erfolge schon einige Jahre sich
hinschleppe, und war endlich auch zum Frieden geneigt. Schon wurde von Rom ein Legat
abgeordnet, um in dieser Richtung zu verhandeln, als König Georg am 22. März 1471
nach längerer Krankheit an Wassersucht starb. Sehr treffend charakterisirt Alphons Huber
diesen schicksalsschweren Tod mit den Worten: „Daß er aus dem Leben abberufen wurde,
war das größte Unglück, das Böhmen unter den damaligen Verhältnissen treffen konnte".
Die böhmischen Stände wählten gemäß den früher eingegangenen Vereinbarungen
nach dem Tode Georgs auf einem zu Kattenberg abgehaltenen Landtag (27. Mai 1471)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch