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Recht die Pflege der bisher arg vernachlässigten Naturwissenschaften betont wurde. Da
auch sie mangelhaft erschien und die Jesuiteu sich wenig darum kümmerten, griff die
Monarchin energischer ein. In neuen Statuten (1752, 1754) verfügte sie die Errichtung
von Stndiendirectoraten für die philosophische, juridische und theologische Faenltät der
Universität — betreffs der medicinischen geschah dies erst später, — dann für die
Gymnasien Böhmens. Bei der Reform der Prager theologischen Faenltät hörte die
Monarchin auf den Rath des Braunauer Abtes Rauten st rauch. Die Direktoren erhielten
eine weitgehende discretionäre Gewalt, namentlich das unbedingte Anssichtsrecht über
alle Lehrpersonen, die Jesuiten nicht ausgenommen. Ebenso wurde das Carolinnm neu
gebaut, die Universitätsbibliothek (aus der Wiener Hofbibliothek) vermehrt, die Zahl der
Professuren erhöht, das Einkommen gengelt. Zur Errichtung der Wiener-Neustädter
Militärakademie, einer Reichsanstalt, trugen die böhmischen Stände jährlich 18.000 sl.
bei, wofür ihnen die Verleihung von 32 Zöglingsplätzen zustand. Das 1754 zu Prag
für adelige Fräulein errichtete Damenstift war mehr Verforgnngs- als Unterrichtsinstitut.
Die stille, aber allseitige Reformarbeit in Österreich wurde nach acht Friedensjahren
durch den Ausbruch eines neuen schweren Krieges mit Preußen unterbrochen, der namentlich
in den ersten Jahren hart auf Böhmen lastete. Hier versammelte die Monarchin zu
Beginn des Krieges ihre Armeen (bei Bndin unter Feldmarschall Browne und bei König-
grätz unter General Piccolomini) und hier kam es (am 1. Oetober 1756 bei Lowofitz)
zum ersten größeren Kampf. Anfangs Mai 1757 drangen über das Erzgebirge auf
Kaaden und Komotau zu, dann durch die Pässe von Knlm-Peterswalde, von der Ober-
lausitz gegen Reichenberg, aus dem Glatzischen über Trantenan und Nachod vier preußische
Corps in Böhmen ein. Nur zwei von diesen Abtheilungen fanden Widerstand, während
die österreichische Hauptmacht ohne Kampf gegen Prag zurückwich. Hier kam es am 6. Mai
zur Entscheidungsschlacht, in welcher die circa 75.000 Österreicher schließlich den ver-
einigten (circa 90.000) Preußen weichen mußten. Die ersten Führer aus beiden Seiten,
Feldmarschall Schwerin und Feldmarschall Browne, waren gefallen (letzterer, tödtlich
verwundet, starb am 26. Juni). Alsbald begannen die Preußen die Belagerung Prags,
wohin sich der größte Theil der Österreicher (51.000 Mann) geworfen hatte. Der glänzende
Sieg, den Feldmarschall Graf Dann am 18. Juni bei Kolin erfocht, zwang aber König
Friedrich, nicht blos die Belagerung Prags aufzuheben, sondern Böhmen gänzlich zu
räumen. Doch wurde das Land noch im November 1757 durch preußische Streifscharen,
die bis in die Nähe von Prag vordrangen, hart geschädigt. Im nachfolgenden Jahre zog
das preußische Heer, das Mähren besetzt hatte, aber auch wieder räumen mußte, abermals
durch Böhmen nach Schlesien und ebenso sah man 1759 (April) und im Sommer 1762
feindliche Abtheilungen im Lande.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch