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drittens das längliche Tuch (roueka), viertens das große Kopftuch (plena). So war es
hauptsächlich in der Gegend blateok". Anderwärts tragen die älteren Weiber nur
ein farbiges Tuch, das auf eine eigene Art in Zipfel kaöenku" oder ,2aklesnutx")
gebunden wird, und darüber das große oben beschriebene Kopftuch. Zu diesem Zweck legen
sie selbes diagonalartig in Hälften zusammen, der große, reich gestickte Zipfel wallt am
Rücken herab, die zwei anderen Zipfel werden in einem Knoten über dem Scheitel
gebunden und ihre Enden hängen an beiden Seiten des Kopfes herab.
Weder das nördliche noch das mittlere Böhmen hat seine ursprüngliche Tracht
bewahrt; ebenso wurde sie auch im Nordosten beinahe total verändert. Ihre Bestandtheile
waren dieselben wie bei den anderen beschriebenen Trachten. Die Männer in diesen
Gegenden wie auch im östlichen Böhmen tragen jetzt einen fast schon städtischen Anzug,
namentlich diejeuigeu, die in der Nähe der Städte wohnen. Gegen das Gebirge zu richtet
sich der Auzng weniger nach der Mode. Wir finden da kurze Röcke mit breiten oder
nnverhältnißmäßig engen Kragen, mit langen Ärmeln, kurze, bis zum Hals zugeknöpfte
Westen; die Hosen (Pantalons) kommen manchmal in die Stiefel, manchmal sind sie
städtisch nnd dann entweder nnverhältnißmäßig lang, so daß man sie auch bei schönem
Wetter hinauf stülpt, oder wiederum so kurz, daß man die Falten der Stiefelröhren sehen
kann. Der Stoff dieser Anzüge ist gewöhnlich das Prodnct billiger Fabriksarbeit und
kann sich an Dauerhaftigkeit mit dem Tuche der älteren Trachten gar nicht messen. Auch
zeigt er nicht feststehende Farben, wie dies bei der älteren Tracht der Fall war. Um den
Hals tragen jetzt ältere Männer Tücher, junge häufig modische Kravatten von meist
recht bunten, ja schreienden Farben. Auf den Köpfen sieht man weiche Hüte, doch
auch steife höhere nach städtischer Art, im Winter Mützen, die mit einem Lammfell
eingefaßt sind. Häufig erscheint in diesen Gegenden und auch sonst in Böhmen eine Kappe
nach Militär- oder Beamtenart, welche nicht blos von Dorfmusikanten getragen wird,
sondern auch ab und zu von Burscheu und Knaben. Die blumigen Pelze und Mäntel
der alten Tracht sind verschwunden. Im Allgemeinen macht man keinen großen Unterschied
in den Stoffen. Ein Winterrock würde manchmal auch für den Juli ganz gut geeignet
sein und mancher Sommerrock würde anch im Winter angehen. Unter demselben trägt
man den „poävlekäö-, eine Jacke aus billigerem Stoff, zum Beispiel Barchent,
besonders an Werktagen zur Arbeit. Auch bei den ärmeren Frauen pflegt die Auswahl
des Stoffes rücksichtlich der Jahreszeit nicht strenge zu sein. Ein gebügelter Kattunrock,
in der Regel von Heller Farbe und buntem Mnster, wird auch im Winter, freilich dann
mit mehreren Unterröcken getragen. In diesem Falle vervollständigt den Anzug die
Juppe Hupka oder ein einfaches Röckchen und ein großes über den Kopf
geworfenes Tuch. Ju den nordöstlichen Gebirgsgegenden und auch im Osten werden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch