Page - 485 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Volume 14
Image of the Page - 485 -
Text of the Page - 485 -
485
Ehe noch Sembera seine Grundzüge veröffentlichte, erschien ein neuer Mitarbeiter
auf demselben Gebiete in Böhmen — Josef Jirecek. Wie Sembera in Hohenmauth
geboren und am Gymnasium in Leitomischl ausgebildet, notirte er mit Beihilfe Anderer
die Eigenthümlichkeiten dieses Gebietes, welche er sodann in einer Abhandlung bearbeitete.
So entstand k>oäkeei v^ckoäiüeti Üeek im Musejnik (1863). Er theilte den Stoff
in Lautlehre, Formlehre und Wörterbuch. Die Abgrenzung ist nur annähernd, so wie
auch das Material nur das Auffallendste umfaßt. Eine historische Beschreibung der Ent-
wicklung der Schriftsprache bildet das Vorwort. Durch diese Arbeit wurde Josef
Kouble zum Sammeln der Eigenthümlichkeiten der nordböhmischen Mundart angeregt.
?oä!eöi severnieti Üeek (Musejnik 1864) wurde von ihm sorgfältig nach Jireceks
Muster bearbeitet und enthält werthvolles Material für cechische Diabetologie. Im
Jahre 1868 erschien O poiZkeei clvucllebskem von V. Kotsmich, zu welchem das
Material im Gebiete der ehemaligen voucklebi gesammelt wurde; Kotsmich führt uns
in ein Sprachgebiet, wo bis in unsere Zeit eine feine und reine Aussprache zu finden
ist. I. Lego, B. Krabice u. A. m., hauptsächlich aber Fr. Kott in seinem Lloviük
haben eine Menge von Wörtern und Phrasen verschiedener Mundarten
gesammelt.
In der neuesten Zeit versuchte I. Hruska in 0 klaskoslovi ckockskem (1891)
die chodische Mundart zu bearbeiten. Sehr wichtiges Sprachmaterial findet man auch
in lick, dem neuen, der böhmischen Folkloristik gewidmeten Organ. Eine partielle
wissenschaftliche Bearbeitung dieses verschiedenartigen Materials der cechisch-slovakischen
Dialecte findet man in Aufsätzen von V. I. Dnsek.
Man unterscheidet gegenwärtig den mittelböhmischen, westböhmischen, südböhmischen,
ostböhmischen und den nordböhmischen Dialect. Jeder der genannten Dialecte bildet
wieder eigentlich eine Gruppe von Unterdialecten, die von dem Gemeinschaftlichen mehr
und minder Abweichungen aufweisen und sich wellenartig verbreiten.
Der mittelböhmische Dialect liegt der cechischen Schriftsprache zu Grunde und
war einst auf die eigentliche Mitte von Böhmen beschränkt. Im Lanfe der Zeit verdrängte
er die angrenzenden Dialecte und gewann einen immer größeren Raum, denn der Einfluß
der Hauptstadt und der Verkehr mit ihr waren von großem Gewicht. Nur dadurch kann
man sich erklären, wieso die mittelböhmische Mundart mit kleinen Abweichungen den
größten Theil von Böhmen occupirt, so daß man die Grenze ungefähr folgendermaßen
ziehen kann: von Weißwasser über Jungbnnzlan, Krinec, Nenbydzov, Prelonc, Deutschbrod
und längst der böhmischen Grenze — die mährische Nachbarschaft bei Seite lassend —
gegen Neuhaus, dann westlich Moldauthein, wo die Moldau eine Grenze zwischen diesem
und dem südwestlichen Dialect bildet. Von da läuft sie in einem großen Bogen nordwestlich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch