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bischöfliche» Diensten gestanden, nach Prag, ließ hier mehrere seiner berühmten Werke
drucken und starb am 4. Juli 1591 als Kapellmeister der (nicht mehr bestehenden) Kirche
St. Johann an der Furth.
Das musikalische Leben der Hofkreise wirkte offenbar auch auf den Dilettantismus
der Prager anregend. Selbst im Herrenstande gab es Männer, die ihre sechsstimmigen
Motetten zu eomponiren verstanden, wie der 1621 Hingerichtete Christoph Haraut von
Polzitz und Bezdrnzitz, und ein 1616 gegründetes »Lolle^ium musicurri« war Wohl der
älteste Verein in Böhmen, der die Mnsik um ihrer selbst willen pflegte und nicht etwa
religiöse Zwecke dabei verfolgte. Bemerkenswerth in jener stürmischen Zeit (die, wie es
scheint, dem Collegium eiu frühes Ende bereitete) und charakteristisch für die begeisterte
Musikliebe der Mitglieder ist gewiß der Umstand, daß sich unter ihnen Angehörige nicht
nur beider Nationalitäten, sondern offenbar auch verschiedener Religionsbekenntnisse
befanden, da jedes politische und theologische Gespräch schon im vorhinein durch die
Statuten ausgeschlossen war.
Von der profanen Musik des XV. und XVI. Jahrhunderts hat sich nicht viel mehr
erhalten als vou jener der vorhergegangenen Epoche, mir über die weltlichen Volksweisen
ist man besser unterrichtet, da sich in den Canzionalen eine ziemliche Anzahl derselben
— offenbar die beliebtesten und bekanntesten — erhalten hat, nämlich solche, nach welchen
geistliche Lieder gesungen wurden. Was die Instrumentalmusik anbelangt, so hatten wie
überall auch in Böhmen namentlich die Trompeter und Posauner in Städten und auf
Herrensitzen den verschiedensten festlichen Gelegenheiten äußeren Glanz zu verleihen. Im
Übrigen war, trotz der großen Zahl uud Mannigfaltigkeit der üblichen Tonwerkzeuge, die
instrumentale Kuust im XVI. Jahrhundert kanm erst im Entstehen begriffen. Welche
Aufmerksamkeit ihr aber geschenkt wurde, zeigt z. B. der Umstand, daß das Inventar der
Wittinganer Kapellmeister der Herren von Rosenberg im Jahre 1599 nahezu zweihundert
der verschiedensten Musikinstrumente aufweist und daß dieselben Magnaten ihre Trompeter
von den kaiserlichen Hofmusikern unterrichten ließen.
Im XVII. Jahrhundert, also gerade zu der Zeit, wo die Hofkapelle uuter italieuischeu
Einfluß kam uud die neue Musik, namentlich die um 1600 aufgekommene Oper und das
Oratorium dem Norden zuführen half, änderte sich die Situation ganz und gar. Zunächst
wurde die kaiserliche Residenz noch vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges nach Wien
verlegt, so daß die Hofkapelle nur uoch in Ausnahmefällen, etwa bei Krönnngs- oder
Hochzeitsfesten uach Prag kam. Durch die Folgen der Schlacht am Weißen Berge wurde
sodann die Continnität in der gesammten Entwicklung des Landes unterbrochen, die bald
darauf eingeführte neue Ordnung der Dinge war anfänglich einein namhaften Aufschwung
der Tonkunst in dem damals modernen Sinne wenig günstig.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch