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Dieses musikalische Ereigniß legte den Gedanken nahe, der Stadt öfter Ähnliches zu
bieten, wenn auch natürlich an eine Concurreuz mit dem äußeren Glänze und der
künstlerischen Vollendung der Krönungsoper nicht zu denken war. Der folgenreiche Schritt
vom Gedanken zu seiner Ausführung war bald gethan. Der edle Menschenfreund und
Kunstmäcen Graf Franz Anton Sporck (1662 bis 1738) förderte überhaupt die Ton-
kunst mit besonderem Interesse; so hat er gegen Ende des XVII. Jahrhunderts das Wald-
horn (als musikalisches Instrument) eingeführt, indem er zwei seiner Bedienten in Paris zu
tüchtigen Bläsern ausbilden ließ; für das Volk sorgte er durch Herausgabe eines böhmischen
Canzionals und seiner Vorliebe für den populären Dudelsack gedenkt ein Volkslied,
das noch über hundert Jahre nach seinem Tode gesungen wurde. Graf Sporck berief nun
den Impresario Antonio Denzio mit einer wie es scheint guten Truppe, die alsbald ihre
Vorstellungen begann, zunächst in einem provisorisch adaptirten Theater, seit dem Herbst
1725 jedoch in einem zweckmäßigen neuen Opernhause, das mit Bioni's „Armida"
eröffnet wurde. Mit der Zeit wagte Denzio sogar eine Wiederholung der Fnx'schen
Krönungsoper „lia eostan?a e und 1734 soll er sich von einigen finanziellen
Mißerfolgen durch die Aufführung von naseents cki läbussa e ?rimislac>",
dem Werke eines unbekannten Componisten, erholt haben.
Das Repertoire der italienischen Operntruppen, die seit 1739 in dem neuen vom
Prager Magistrat erbauten Theater in den „Kotzen" spielten, erhob sich aber erst um die
Mitte des XVIII. Jahrhunderts unter dem Impresario Giov. Batt. Locatelli zu größerer
künstlerischer Bedeutung. Dieser stellte namentlich Gluck und Hasse in den Vordergrund,
und die Prager kouuteu sich sogar zweier interessanten Premieren rühmen: 1750 erlebte
hier Glucks „Ezio" und 1752 desselben Meisters „Jssipile" die erste Aufführung. Daß
Gluck, der damals allerdings noch nicht der große Reformator war, bei dem Prager
Publikum auf ganz besondere Sympathien rechnen durfte, da er ja bekanntlich seine
Jugendzeit und seine ersten musikalischen Lehrjahre in Böhmen, namentlich in Prag
zugebracht hatte, war dem rührigen Unternehmer jedenfalls klar. Spätere Jmpresari
fuhren fort, die böhmische Hauptstadt mit den Mode-Opern der Zeit bekannt zu machen
und brachten hier und da auch italienische Opern von vaterländischen Componisten, wie
Gaßmann, Johann Ev. Kozelnch, Mysliveeek auf die Bühne.
Bereits 1783 war von der deutschen Schauspiel- und Operettengesellschaft Wahrs
in dem eben vom Grafen Nostitz neu erbauten „Nationaltheater" Mozarts „Entführung
aus dem Serail" aufgeführt und vom Publikum mit einer solchen Begeisterung auf-
genommen worden, daß der Mozartbiograph Nemecek aus eigener Erfahrung sagen
konnte: „Es war, als weun das, was man hier bisher gehört und gekannt hätte, keine
Mnsik gewesen wäre!" Als nun Ende 1786 auch die italienische Operngesellschaft Bondini's
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch