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ist das unvergängliche Verdienst Friedrich Smetana's. Er verließ 1861 eine ehren-
volle Stellung als Direetor der philharmonischen Gesellschaft in Gothenburg (Schweden),
um fortan sein ganzes künstlerisches Streben und Können der vaterländischen Tonkunst
zu widmen. In Prag begann er eine vielseitige unermüdliche Thätigkeit zu entwickeln:
als Chormeister des und Concertdirigent der ,11meleekä, kesecka/, als
Pianist und Lehrer, als Kritiker und Componist. Schon im Frühjahr 1863 war seine
Oper ,kraniboki v Üeekück" (Die Brandenburger in Böhmen) fertig, aber nahezu
drei Jahre dauerte es, bis sie sich den Weg auf die Bühne des Jnterimstheaters erkämpfte.
Die Theaterleitung begünstigte das später entstandene Werk eines jüngeren Componisten
und gewährte ihm den Vortritt; so kam es denn, daß die „l'einMri na Z-lorave"
(Templer in Mähren) von Karl Sebor (geboren 1843 in Brandeis an der Elbe) die
Reihe der böhmischen Originalopern am 19. November 1865 eröffneten. Der äußere
Erfolg der Oper war ein glänzender, allein in musikalischen Kreisen bedauerte man
sogleich, daß der ungewöhnlich begabte und temperamentvolle, am Couservatorium
gebildete Autor derselben ein den packenden Effecten Meyerbeers und Verdi's nachgehender
Eklektiker ohne entschiedene Stilrichtung sei. Und das mußte im Ganzen und Großen
auch gegenüber Sebors weiteren rasch anseinandersolgenden Opern »vrakoinira«,
»Husitska nevesta' (Die Husitenbrant) und »klanka« eonstatirt werden; nach Jahren
machte dann der übrigens auch auf instrumentalem Gebiete vielfach thätige Componist
mit seiner .^marena svatda" (Die vereitelte Hochzeit, 1879) den Versuch, die Bahueu
der uuterdesseu von Smetana geschaffenen komischen Volksoper zu beschreiten.
Am 5. Januar 1866 gelangten endlich Smetana's »Lranidori* zur Ausführung.
Die mit unbeschreiblicher Begeisterung aufgenommene Premiere bedeutet einen Markstein in
der Geschichte der böhmischen Musik; sofort drängte sich Jedem der Gedanke auf und wurde
auch öffentlich ausgesprochen: dies sei der Künstler, der berufen ist „den Grundstein
zu dem Gebäude zu legen, welches dereinst unter dem Namen der böhmischen Oper
bekannt werden wird." Friedrich Smetana stand damals bereits im reifen Mannes-
alter; er war am 2. März 1824 in Leitomischl als Sohn eines Bräuers geboren.
Schon mit fünf Jahren spielte das Wunderkind die Primgeige in Quartetten und erntete
1830 seine ersten Lorbeeren als Pianist in einem Festconcert, mit welchem seine Vater-
stadt den Namenstag des Monarchen feierte. Neben seinen Gymnasialstudien, die ihn in
verschiedene Städte, zuletzt nach Pilsen, führten, trieb der junge Smetana mit steigender
Leidenschaft Musik, bis es ihm endlich — allerdings nicht ohne harten Kamps mit
den Wünschen des Vaters — gelang, die Kunst zu seinem Lebensberufe zu machen. Mit
zwanzig Gulden in der Tasche und kühnen Plänen im Kopfe kam er im Herbst 1843 nach
Prag, ohne jede Unterstützung vom Hause, lediglich auf den Verdienst als Pianist und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch