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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Volume 15
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Page - 78 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Volume 15

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78 In den damaligen Literaturdenkmälern spiegelt sich der Zeitcharakter dentlich ab. Anfangs sieht man überall die Fülle religiösen Eifers; dann stellen sich Parteileidenschaften ein im Gefolge von Kriegsgetümmel und dogmatischen Grübeleien; die körperliche und geistige Abgespanntheit sucht endlich Erquickung in mystischen asketischen Ansichten. Die poetische Thätigkeit weist in einigen Richtungen eine Fülle von Prodncten auf, während sie in anderen entweder völlig brach liegt oder doch nur geringe Lebenskraft verräth. Der künstlerische Werth ist unbedeutend, denn die Stürme und endlosen Partei- kämpfe ertödten den Schönheitssinn oder beschränken und lähmen jede freiere Bewegung nnd Entwicklung. So ist die weltliche Lyrik nur spärlich vertreten, ob wir nun die volks- thümliche oder die kunstmäßige Richtung ins Auge fassen. Die meisten erhaltenen Reste gehören noch dem erotischen Kunstliede an, aber es sind größtenteils ältere Prodnete, nur in späteren Abschriften fixirt. Formell nicht selten geschmackvoll ausgeführt, zeigen sie oft auch wieder eine nachlässige Form und innere Leere, die durch verkünstelte Empfindelei schlecht verhüllt ist. Strophische Gliederung ist dabei von früher her über- nommene Regel; namentlich die dreitheilige Strophe, wegen ihres lebhaften Charakters in Böhmen seit jeher beliebt, tritt öfters auf, selbst in dem berühmten Kriegsliede der Taboriten ,Kck<z2 Me koöi dcy'ovniei", das mit Donnerstimme zum Kampfe gegen die „Feinde der Satzungen Christi" auffordert. Viel besser entsprachen dem Charakter der Zeit Lieder epischen Inhalts, durch welche man verschiedene private uud öffentliche Zeitereignisse verbreiten und den Lesern zurechtlegen konnte. Von dieser Art ist z. B. das ältere Lied »0 S te inberkov i - , welches die meuchlerische Tödtuug eines jungen Edelmanns bei einem Besuche iu Meluik lebendig nnd ergreifend schildert, oder „0 bi tvö preci l )s t im" (Von der Schlacht bei Aussig), mit Einzelnheiten über die Niederlage des deutschen Heeres im Jahre 1426, ,0 ?a^eti Lixinuncka K o r d u l a - (Vonder Gefangennahme Sigmund Korybuts) im Jahre 1427, .0 b i tve u V a r n ^ (Von der Schlacht bei Varna) im Jahre 1444 und viele andere. Manchmal geht das Lied in chronikartige Erzählung über, die nach dem Vorgange Dalimils gereimt ist, wie z. B. „poeä tkove kus i t s tv i" (Die Anfänge des Husitismus), oder ,0 vülee s Dirr^ I. 1468—1474" (Von dem Kriege mit Ungarn). Von eigentlichen Reimchroniken sind nur Bruchstücke erhalten. Sehr oft enthalten die geschichtlichen Lieder schmähende Anspielungen, da sie wohl ausnahmslos vou Parteigängern herrühren und daher oft in Sa t i r en übergehen. Die populäre Form des Liedes blieb auch hier gewahrt, aber der poetische Werth ist gänzlich gesunken. Von den zahlreichen Prodncten dieser Art sind etwas mehr bekannt , ?da rven i mniel ivve" (Die gefärbten Mönche), na I lusi t^" (Klagen gegen die Husiten), (Das Lied von Rokycana) uud andere.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Volume 15
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Böhmen (2)
Volume
15
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1896
Language
German
License
PD
Size
16.07 x 22.35 cm
Pages
708
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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