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der Armenbibeln geschmückt wurden. Die zwei Westthürme treten über die Grenzlinie des
eigentlichen Kerns der Anlage vor. Dreischiffige Anlage wurde auch in der Kirche des
Wenzelsstiftes auf dem Zderas festgehalten. Von der 1369 geweihten Kirche des 1355
gegründeten Katharinaklosters ist nur der schlanke Thurm, von dem Gotteshause der
1347 gestifteten Carmeliterniederlassnng nur der Chor geblieben, dessen gewaltige Höhe
und Länge auf eine großartige Gesammtanlage schließen läßt, deren Quer- und Langhaus
später abgetragen wurden. Ohne wesentliche Änderungen blieb die einschiffige Apollinaris-
kirche, 1362 für das aus Sadska nach Prag berufene Kapitel errichtet und bei bedeutender
Läuge nahezu schmucklos gehalten; der südwestlich vorgelegte Thurm wurde erst im
XV. Jahrhundert fertig. Während in den genannten Banten eine gewisse Einfachheit der
deeorativen Ausschmückung zu Tage tritt, begegnen uns trefflich und ungemein sorgfältig
gearbeitete Zierdetails in der alten Klosterkirche Maria im Grünen, die hente für die
Jrrenhansfiliale Slnp in Verwendung steht. Für die 1360 aus Italien nach Prag
berufenen Serviten aufgeführt, bietet schon die Anlage des quadratischen Langhauses,
dessen Gewölberippen wie in der gleichfalls aus der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts
stammenden Nikolauskapelle des Neuhauser Minoriteuklosters von einer schlanken Mittel-
säule strahlenförmig ausgehen, manch Interessantes; der westlich ansteigende Glockenthurm
zeichnet sich dnrch Schlankheit des Aufbaues aus.
Während der Regierung Karls IV. wurden auch im Neustädter Gebiete ueue Pfarr-
kirchen errichtet, deren Fertigstellung aber erst unter seinem Nachfolger stattfand. Neben der
theilweise etwas älteren St.Adalbertskirche und der Heinrichskirche auf der unteren Neustadt
hielt auch die Stefanskirche der oberen Neustadt die für Stadtpfarrkirchen schon lange
in Böhmen beliebte Dreitheiligkeit ein und wahrte sogar noch die alte Basilicaform; der
Haupteingang wurde unter dem westlich vorgelegten Thurme angeordnet. Die schlicht und
einfach gehaltenen Bauten, in deren Art auch die arg verunstaltete, im Anfang des
XV. Jahrhunderts aufgeführte, jedoch 1511 neugewölbte Michaelskirche der unteren
Neustadt blieb, wurden mit einem ziemlich vortretenden polygonalen Chorschluß ausgestattet.
Nächst der zierlichen Erkerkapelle des Altstädter Rathhauses , deren Ein-
weihung 1381 erfolgte, fesselt unter Prags Profanbauten besonders noch der ungemein
geschmackvoll durchgebildete Erker am Prager Carol innm, ein von Johlin Rothlew
von Kolodej erbautes und von Wenzel IV. 1383 für die Universität erworbenes Gebäude.
Die Anordnung beider Werke, welche durch künstlerisch fein empfundenen Wechsel der
Decoration hervorragen, zeigt eine Reihe der Eigenthümlichkeiten der Parler'schen Richtung,
zu deren Vertretern zweifellos die hier beschäftigten Meister gehörten.
Kunstlos in der Detailansführnng, aber ungemein wirksam für den malerischen
Abschluß des Prager Stadtbildes bleibt die über den Abhang und den Rücken des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch