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Das Naturstlldiilm war auf das Zeichnen im Abendnwdell und auch dieses nur auf die
Wintermonate beschränkt, das Malen ganz ausgeschlossen.
Trotzdem waren einige seiner Schüler, welche erst in reiferen Jahren eingetreten
waren und das Malen später selbst erlernt hatten, sehr gute Porträtmaler, so Franz
Horeicka (geboren um 1776 und gestorben l856 zn Prag), Franz Liebich (geboren
1778 zu Reichstadt, gestorben 1830), Karl Fnnk (geboren 1773) und Sever in P fa lz
(geboren 1796 zu Eger), von denen in der Allgemeinen Landesausstellung 1891 in Prag
sehr hübsche en ininiawre ansgesührte Porträts zu sehen waren. Josef Hellich (1810
bis 1880), Gnstav Kratzmann, geboren um 1811 zu Kratzau, uud Autou Lhota,
geboren 1812 zu Kutteuberg, nahmen später eine geachtete Stellung als geschichtliche und
kirchliche Maler ein. Leopold Pollak, geboren 1806 zu Lodeuitz, der bald von hier
nach Wien und schon in jungen Jahren nach Rom kam, wo er bis zu seinem Tode
(1880) blieb, malte Italienerinnen und ideale Frauen gestalten in der Art August von
Riedels.
Außer dem Bildhauer Wenzel Prachner (geboren 1784 und gestorben 1832
zu Prag), welcher aus innigster Neigung und mit bestem Erfolg sich seinem Meister
angeschlossen hatte und sehr Tüchtiges leistete, waren von den vielen Schülern, welche
Bergler während seiner 29jährigen Lehrthätigkeit heranzog, jene die bedeutendsten, welche
selbständig eine ganz andere Richtung einschlugen. Es sind dies in erster Reihe die drei
Freunde Franz Kadlik (geboren 1786 und gestorben 1840 zu Prag), Leopold Friese
(geboren 1788 zu Neuherrenberg bei Schlnckenan, gestorben 1842) und Josef von Führich
(geboren 1800 zn Kratzau, gestorben 1876 in Wien), der jüngste von ihnen und der
hervorragendste von allen, welcher in seinem 19. Lebensjahre in die Prager Knnstschnle
aufgenommen wnrde.
Mehr als von der antikisirenden Weise Berglers fühlte sich Josef von Führ ich
angeregt durch die Werke der damaligen deutschen Dichterschule, durch die Werke Tiecks,
Novalis' uud Schlegels, dann durch die Compositiouen zu Goethes „Faust" von Peter
Cornelius, zumeist aber durch die Holzschnitte Albrecht Dürers, die ihm eine neue Welt
erschlossen. Diese im Verein mit den Werken der alten Meister, welche er im Jahre l821
in den Bilderschätzen Dresdens das erste Mal zu bewuuderu Gelegenheit hatte, übten einen
tiefen Eindruck auf den 21jährigen Jüngling und wirkten bestimmend anf seine künftige
Richtung. Im Gegensatz zu Bergler, der dem Classieismus ganz ergeben war, begeisterte
sich Führich für das „starke uud fromme Mittelalter". Jeue große, schöne, hingeschwundene
Zeit in Lied und Bild zu feiern, erschien ihm jetzt als die Aufgabe seiner Kuust. Führich
ward, wie er in seiner Selbstbiographie sagt, „Romantiker" in diesem Sinne, nnd seine
Compvsitionen zur böhmischeu Geschichte, die er im Verein mit Leopold Friese und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch