Page - 485 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Volume 15
Image of the Page - 485 -
Text of the Page - 485 -
485
Nahrung zu schaffen. Für die Zucht jener Thiergattungen, deren Gedeihen ausgedehnte
Weideflächen erfordert, ist Böhmen in geringerem Maße geeignet als andere Länder, wie
namentlich für die Pferde-, hauptsächlich aber für die Schafzucht. Dagegen bilden die Zucht
der Rinder, die auch ohne stetige Sommerweiden bei Stallfütternng gut gedeihen, daneben
die Borstenviehzucht ansehnliche Zweige der Productiou.
Böhmen zählte an Wirthschaststhieren, und zwar:
Im Jahre 1805 Pferde 164.161, Rinder 989.204, Schafe 1,297.816
„ 1880 „ 197.602, „ 2,092.388, „ 761.264
„ 1837 Ziegen 100.732, Schweine 244.272,
„ 1880 „ 307.555, „ 322.055,
Wenngleich die Pferdezucht des Landes wegen Mangels ausgedehnter Weidw-
und Tummelplätze lange nicht jene Ausdehnung erreichen kann wie in grasreichen Ländern
mit weiten Ebenen, so wird doch in Böhmen das Pferd mit viel Sorgfalt gezüchtet und
gepflegt; für die Güte des Materiales liefern die stark besuchten Pferdemärkte, insbesondere
im Süden Böhmens und in Chrndim, seit Jahrhunderten einen sprechenden Beweis.
Daselbst gelangen nicht nur kräftige Wirthschafts- und schön gestaltete Luxuspferde
einheimischer Zucht in bedeutender Anzahl zum Verkaufe, sondern es werden auch zahlreiche
Fohlen dem Auslande zugeführt, um hauptsächlich in den grasreichen Niederungen Nord-
deutschlands zu tüchtigen Zug- und Reitpferden herangezogen zu werden, die dann nicht
selten als „Holsteiner" wieder in ihr Heimatland Böhmen zurückkehren. Die Zahl der
Pferde hat neuerer Zeit hauptsächlich dadurch eine Vermehrung erfahren, daß im Betriebe
der Landwirthschaft wegen des sich immer mehr ausbreitenden Hackfrüchtebaues Pferde-
züge in bedeutenderer Anzahl benöthigt werden als vormals bei vorherrschendem Getreide-
bau, auch deshalb, weil seit dem Aufschwung des Schissahrts- uud Eiseubahuweseus
der Frachtenverkehr auf dem Lande stark zugenommen hat.
Die Zucht des Pferdes war iu Böhmen bis zu Ende des XVIII. Jahrhunderts
Sache des Großgrundbesitzes, es bestand eine stattliche Anzahl von Pferdegestüten auf
dessen Domänen. Erst 1781 ging diese Aufgabe vorwiegend in militärische Hände über.
Es wurden immer mehr ärarische Hengste in Verwendung gebracht, über die von den
bäuerlichen Eigenthümern gepflegten Fohlen amtliche Erhebungen gesammelt und danach
die geeignetsten jungen Hengste zur Aufzucht auserkoren. Bis zum Jahre 1861 war
die Belegung der bäuerlichen Stute« durch ärarische Hengste ganz unentgeltlich, da erst
wnrde eine Sprunggebühr eingeführt nnd gegenwärtig werden über 500 Hengste im
Lande gehalten, von denen jährlich im Ganzen an 30.000 Thiere bedeckt werden, so daß
auf einen Hengst 50 bis 60 Stuten entfalle». Zum Zwecke der Veredlung, das heißt zur
Erreichung wünschenswerther Eigenschaften der Pferde, wurden ausländische Thiere,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch