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beschäftigt in den betreffenden Bergbau- und Hüttenanlagen (abgesehen von ihrem
Braunkohlen- und Steinkohlenbergbau) in dein Falkenaner Bezirke über 130 nnd in
dem Pilsener Bezirke über 240 Arbeiter. In der Pilsener Gegend participircn an dieser
Prodnetion auch die betreffende Anlage des Fürsten Fr. Josef Auersperg in Weißgrün
bei Radnitz (Schwefelsäure) und einige mindere Unternehmungen des Pilsener Bezirkes
und des böhmischen Braunkohlenreviers. Eine besondere Erwähnung verdient noch der
Kicsbergban und die zugehörige chemische Hüttenanlage des eben genannten Fürsten
F. I. Auersperg zu Groß-Lukawitz bei Chrndim, wo Kieserze auf gangartigen Lager-
stätten bergmännisch gewonnen, regelrecht aufbereitet (eoueentrirt) und schließlich zu
Schwefelsäure uebst verschiedenen Düngestoffen verarbeitet werden.
Die bergmännische Gewinnung der Kiese erhält in neuerer Zeit durch die Errichtung
der Holzcellulosefabriken, welche davon sehr bedeutende Mengen eonfumiren, einen
gesteigerten Werth und es dürfte seinerzeit auch Kuttenberg mit seinem großartigen Kies-
vorkommen aus diesem Umstände Nutzen ziehen.
An dieser Stelle soll auch der Graphi tbergbau Böhmens mit kurzen Worten
bedacht werden. Dieses nützliche Mineral, welches außer anderen Anwendungen (zu
Graphittiegelu und Anderem) das Material zn der Bleistiftfabrikation liefert, kommt
auf verschiedenen Stellen der böhmischen Urgebirge vor, am wichtigsten jedoch ist das
Graphitvorkommen in der Gegend von Bndweis—Krnman. Der Graphit erscheint daselbst
mit wechselnder Mächtigkeit und Reinheit in den Gneiß eingelagert und wird rein berg-
männisch abgebaut.
Am hervorragendsten ist die betreffende Bergbau-Unternehmung des Fürsten
Schwarzenberg iu Schwarzbach, Stnben, Mngran und anderen Orten, welche über
600 Bergleute beschäftigt. Stellenweise erscheint in der Lagerstätte reiner Graphit ausge-
schieden; dieser kommt eben als Naturgraphit in den Handel und bildet, als eine Specialität,
die Prima-Qnalität des durch seine Borzüglichkeit ausgezeichneten böhmischen Graphits,
welcher nicht blos in viele europäische Staaten, sondern auch uach Amerika exportirt wird.
Im Übrigen kommt der eigentliche Graphit mit anderen Gemengtheilen vor und muß behufs
des Verkaufes zerkleinert, gemahlen und geschlämmt werden, zu welchem Zwecke ganze
Aufbereitungsanlage» bei den Graphitwerken bestehen; der geschlämmte Graphit erreicht
nie die Feinheit des reinen Naturgraphits und muß bedeutend billiger verkauft werden. Die
fürstlich Schwarzeuberg'fchen Graphitwerke erzengten im Jahre 1890 über 78.000 Meter-
ceutuer Graphit im Werthe von rnud 400.000 Gulden. Die übrige in der Prodnetions-
übersicht nachgewiesene (nahezu ebenso große) Erzeugung rührt von anderen Producenten
(zumeist auch des Budweiser Bezirkes) her, uuter welchen namentlich die Brüder Pvräk
(35.000 Metercentner mit 135 Arbeitern) und eine Mugrauer Gesellschaft hervorragen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch