Page - 549 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Volume 15
Image of the Page - 549 -
Text of the Page - 549 -
549
als „Braunerze" erscheinen; die Strnetur ist vorwiegend oolithisch oder linsenförmig.
Die großartig ausgebildete Erzlagerstätte wird einerseits von der Prager Eisenindustrie-
gesellschaft für das Eisenwerk Kladno, anderseits von der Böhmischen Montangesellschaft
für die Hochofen-Anlage Königshof bei Beraun, zum Theil durch Tagbau, übrigens
durch Grubenbau regelmäßig ausgebeutet und bildet hiernach (beiläufig seit 1850) die
Grundlage für das böhmische Eisenhüttenwesen der neueren Periode. Der bedeutende
Phosphorgehalt der Nueitzer Eisenerze war ursprünglich ihrer Verwerthung für die
Fabrikation des Stabeisens in Betreff der Qualität desselben von wesentlichem Nachtheil,
welcher Umstand jedoch seit mehr als einem Decenninm durch den modernen Frischproceß
(nach Thomas Gilchrist) gründlich behoben worden ist.
In Bezug auf die historische Entwicklung der Eisenindustrie in Böhmen muß eine
ältere und (beiläufig seit 1850) eine neue Periode derselben unterschieden werden. Der
ersteren Periode ist, wie überall, die directe Darstellung des schmiedbaren Eisens aus sehr
reichen Erzen in den allereinfachsteu (bei nicht cultivirten Völkern auch heute noch üblichen)
Öfen, den sogenannten Wolfsöfen vorangegangen, welche sich in Böhmen etwa aus dem
VIII. Jahrhundert datirt. Reste solcher Öfen sind auf verschiedenen Fundorten reicher
Eisenerze in Böhmen auch heute noch anzutreffen. Acht weitere Jahrhunderte etwa dauerte
es, bis man durch die allmälige Erhöhung der Wolfsöfen und durch die Erzeugung eines
lebhafteren Luftzuges mittelst ordinärer Blasbälge, welche ursprünglich von der Hand,
zuletzt aber mittelst Wasserrädern bethätigt wurden, zu einer Art Halbhochöfen gelangte,
in welchen man schließlich auch flüssiges Eisen, zum Gießen in Formen geeignet, darstellen
lernte. Aus den spärlichen, über diesen langen Zeitraum vorliegenden historischen Nach-
richten sei nur beispielsweise erwähnt, daß in Strasitz (Zbirover Herrschaft) eine Eisen-
hütte mit Wasserbetrieb (aus früherer Zeit) bereits in der ersten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts vorhanden war; im Jahre 1478 bestand Strasitz außer drei anderen Theilen
(wie jetzt noch) auch aus einem „Städtchen mit Eisenhütten". Im Jahre 1652 werden auf
der Zbirover Herrschaft „zwei Eisenhütten mit je einem Hochofen", und zwar in Strasitz
und St. Benigna, dann die Hammerwerke Holonbkan und Dobriv angeführt. Die „Karls-
hütte" bei Beraun wurde von Karl IV. angelegt u. f. w.
Mit der Entstehung der Eisenhochöfen (jedenfalls schon vor 1600) und der bald
darauf eingeführten Erzeugung der Gnßwaaren (in Böhmen wahrscheinlich im XVII. Jahr-
hundert, in Belgien und dem westlichen Deutschland schon etwas früher) beginnt erst
das Eisenhüttenwesen im eigentlichen Sinne, und zwar die bereits früher bezeichnete
„ältere Periode" desselben. Die Eisenhütten der damaligen Zeit nahmen einen ganz
bestimmten überall gleichen Typus an, den sie mit wenigen Änderungen durch etwa
zwei Jahrhunderte (bis beiläufig 1800) behielten und welcher — abgesehen von der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch