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schließlichen Einführung der Cylinder- und Kastengebläse (anstatt der vordem ausschließlich
angewendeten Blasbälge) und der hiermit ermöglichten Erhöhung der Hochöfen — selbst
noch bis nahe in die Mitte des XIX. Jahrhunderts fortdauerte. An einem Bache, meist
unterhalb eines Teiches, stand ein plump gebauter, anfänglich kaum 7 Meter, später
höchstens 1t) Meter hoher Schmelzofen (Hochofen), dessen Gicht aus dem Dache eines
geräumigen ebenerdigen Gebäudes hervorragte; letzteres enthielt einerseits die Gießerei-
halle mit dem obligaten hölzernen Krahne, anderseits den Gebläseraum mit außen
angrenzender Radstube, benachbart ein Erzdepot im Freien, mit der Ofengicht meist
durch eine Gichtbrücke verbunden, anliegend ein bedachtes Holzkohlenmagazin, ein Amts-
gebäude uud einiges Andere. Solch ein Eisenhochofen erzeugte in einer Woche anfänglich
kaum 100, später höchstens etwa 300 Metereentner Guß- und Roheisen. (Ein moderner
Hochofen der Jetztzeit prodneirt in einem Tage 1000, ja selbst 2000 Metereentner
Roheisen!) In der Nachbarschaft der Hochofenanlage befand sich ein einfaches oder
mehrfaches Hammerwerk, in welchem diejenige Roheifenproduetion des Hochofens,
welche in der Gießerei nicht zur Verwendung kam, verfrischt, das heißt zu Schmiedeiseu
verarbeitet wurde. Ein Hammerwerk enthielt in einem simplen ebenerdigen Gebäude ein
Frischfeuer mit dem zugehörigen Gebläse und dem durch ein kleines Wasserrad angetriebenen
„Eisenhammer", von dessen „Getöse" nach damaliger Schilderung „die Erde erdröhnte,
die Berge und Thäler wiederhallten bis in die innersten Tiefen", während (nach Schiller)
„in des Ofens Bauch die Hölle Funken sprühte, als gält' es Felsen zu verglasen". Mit
diesem ganzen Zauberapparate wurden täglich (in 24 Stunden) höchstens etwa 5 Meter-
centner Roheisen zu Schmiedeisen verarbeitet, welches mit dem Hammer von beiläufig
eiuem Metereentner Gewicht zu Stangen oder Platten von kaum einem halben Metereentner
Gewicht verschmiedet wurde. (In einem Bessemer- oder Thomasofen der Jetztzeit werden
gewöhnlich einhundert Metereentner Roheisen binnen kaum einer halben Stunde nach
Belieben in Eisen oder Stahl verwandelt, welches exquisite Material mit Dampfhämmern
bis zu 1000 Metereentner Gewicht zu kolossalen Schmiedestücken verarbeitet wird, und
doch fällt es in unserem nüchternen Zeitalter Niemandem ein, diesen in der That
imposanten technisch-physikalischen Proceß irgend poetisch zu besingen!)
In Anbetracht des ungeheueren Verbrauches an Holzkohle bei dem Betriebe sowohl
der Hochöfen als auch der Frischfeuer der „älteren Periode" wurde das Eisenhüttenwesen
damals vorzugsweise auf und von denjenigen Herrschaften in Böhmen cultivirt, welche
in dem Besitze ausgedehnter und conservativ gepflegter Waldungen waren und somit
über ein ausdauernd hinreichendes Material zur Erzeugung der Holzkohle verfügten.
Hiernach bestanden (zumeist aus lang vergangenen Zeiten) in dem Bereiche der böhmischen
Silurmulde, oder an dieselbe angrenzend die folgenden vornehmlichsten Eisenwerke mit der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch