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Lubna und Hostokrej bedeutendere (aber gegen Kladno sehr unbedeutende) Quantitäten an
Kohle ab. Mit ausgiebigerem Erfolge als dieKohle selbst werden dieRakouitzer Kohlenschiefer
(Zwischenmittel) gewonnen und zur Erzeugung vorzüglicher Chamottewaaren verwendet.
Z.DieMiröschanerSteinkohlenablagernng. Abweichend von den bisher betrachteten
Steinkohlenbecken mit je einem sehr mächtigen Hauptstütze begegnen wir in Miröschan's
Umgebung (südöstlich von Rokitzan) einer Steinkohlenmulde, welche, in einer Ausdehnung
von etwa drei Kilometer nach beiden Richtungen vollständig abgegrenzt, ein Hanptflötz von
nur etwa einem Meter reiner Kohle (nebst einem noch viel minderen Unterstütz) führt,
welches überdies vielfach verworfen ist, aber dessenungeachtet glänzende Betriebsresultate
eine lange Periode hindurch aufzuweisen hat. Dem stiefmütterlichen Verhalten der Natur
wird hier durch die Intelligenz des Bergmannes die Stange gehalten! Indessen besitzt die
Miröschaner Kohle eine hervorragende Eigenschaft: sie ist durchwegs vorzügliche Backkohle,
sonach zum Vercoakfen sehr gut geeignet und wird nach dieser Richtung auch gehörig ver-
werthet; sie ist aber auch vortreffliche Gaskohle: in der Prager Ausstellung 1891 war
seitens der Prager Gasanstalt unter den sämmtlichen böhmischen Steinkohlen (die Pilsener
Eannelkohle ausgenommen) für die Miröschaner Kohle die größte Ergiebigkeit (aus einem
Metercentner 29 Kubikmeter Gas bei einer Lichtintensität eines Normalbrenners von 13
Normalkerzen) ausgewiesen! Geologisch wird der Miröschaner Kohle das gleiche Alter
mit dem Braser oder Kladuoer Hanptflötze zugeschrieben.
Das Vorhandensein der Steinkohlenformation bei Miröschan war schon vor langer
Zeit bekannt; der dortige Kohlensandstein wurde am nördlichen Ausgehen der Carbon-
schichten als Gestellstein für die Eisenhochöfen der Nachbarschaft in einem Steinbruche
gewonnen, woselbst auch ein Kohlenschmitz wahrzunehmen ist; trotzdem hielt man die
dortige Kohlenformation bis in die Dreißiger-Jahre für flötzleer. Hier (im Norden) und
ebenso nach Ost und West ruhen die Carbonschichten auf dem unteren Silur (Barrande's
Etage L) auf, während sie sich im Süden an Vorsilnrschiefern (insbesondere an einem
Kieselschieferstock) abstoßen; jüngere Schichten (als Carbon) kommen da nicht vor. Der erste
Schurs auf Kohle wurde bei Miröfchau im Jahre 1833 unternommen, derselbe stieß (nahe
am südlichen Ausbisse) auf ein kaum 15 Centimeter mächtiges Kohlenflötzchen (das später
constatirte mindere Unterstütz) und wurde (zugleich wegen Wasserandrang) aufgelassen.
Später (1842) schürfte das Ärar anf der entgegengesetzten Seite (bei Dobriv) mit kaum
besserem Erfolge und gab nach zwei anderweitigen Bohrversuchen (wobei man nicht tief
genug bohrte) das Schürfen auf. Endlich im Jahre 1857 gelang es zwei Privatschürfern
(Jahnl und Grimm), das Hanptflütz mit circa anderthalb Meter Mächtigkeit (einschließlich
der Zwischenmittel) zu entdecken und die Mirüschauer Kohle auf den Markt zu bringen,
welcher sich jedoch damals sehr undankbar zeigte. Zur eigentlichen Entwicklung des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch