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Allein wenn anch die Entwicklung der Zeit hier den einst blühenden Getreide- und
Holzhandel nebst Schiffahrt, Schiffsbau und Fischerei in den Hintergrund gedrängt hat,
so gewinnt die Stadt dafür doch immer neuen Raum und Gelegenheit zu ihrer modernen
Entwicklung, zum Aufschwung in Bildung, Industrie und Handel. Ein großer Schritt
dazu war die Erbauung einer den heutigen Anforderungen entsprechenden stehenden
Brücke an Stelle der alten primitiven Schiffbrücke; dadurch gelangte Komorn in sichere
und regelmäßige Verbindung mit dem reichen Lande jenseits der Donau. Die neue,
durch den Staat erbante Brücke besteht aus vier Öffnungen zu je 100 Meter, von denen
drei auf Steinpfeilern ruhen, und ihre Gefammtlänge beträgt etwa 420 Meter. Die obere
Constrnction ist ein eisernes Gitterwerk, fest genug, um auch einer Eisenbahn zweiten
Ranges den Übergang zu gestatten. Die untere Kante der Eifencoustruction befindet sich
sieben Meter über dem höchsten Wasserstande der Donau. Der Bau der Brücke begann
anfangs Mai 1891 und war schon Ende August beendet, so daß sie am 3. September
dem Verkehr übergeben wurde. Sie ist durch die Firma Gregersen erbaut, die Eisen-
eonstrnction aber durch die Maschinenfabrik der königlich ungarischen Staatsbahnen
hergestellt. Als die Brücke fertig stand, gab ihr die Stadt Komorn zum Zeichen
aufrichtiger Huldigung und dankbarer Erinnerung den Namen der Königin und nannte
sie „Elisabethbrücke", wie auch die kleine Insel bei Komorn Elisabethinsel heißt, zum
Gedächtniß dessen, daß Ihre Majestät am 4. Mai 1857 hier zum ersten Male ungarischen
Boden betrat.
Wir lassen Komorn hinter uns und sehen nun links den Waagfluß in die Donau
münden, dann erscheint rechts die Stadt O-Szöny, an deren Stelle einst die Römer-
stadt Bregetio gestanden. Bei Zsitvatö erreichen wir die Mündung der Zsitva. Hier
ändert sich plötzlich das Bild der Gegend. Am rechten Ufer drängen die Berge von
Totis bis an den Strom heran und am linken User schwellen in einiger Entfernung die
Waldberge des Hegyhät empor. Rechts gleiten in rascher Folge die Ortschaften Alm äs,
Neszmely, Süttö, Piszke, Nyerges-Üjfaln (einst das römische Lager Cnmerum)
vorbei, deren berühmte Steinbrüche der Hauptstadt den Baustoff für so viele ihrer
öffentlichen und Privatbauten geliefert haben. Von hier stammt namentlich der Marmor
der bei jenen Gebäuden verwendeten zahllosen Treppenstufen und Corridorplatten,
desgleichen die Grabsteine der Friedhöfe, ferner die Millionen von Würfelsteinen und die
Unmengen von Haustein, die sowohl nach der Hauptstadt als auch nach anderen Orten
versendet werden, soweit nur die durch die Natur geschaffene mächtige und billige Wasser-
straße der Donau reicht. Außer dem Gestein jedoch, das diese Gebirgsgegend so reichlich
liefert, ist noch der berühmte Wein von Neszmely zu erwähnen und nicht minder der in
Labatlan und Nyerges-Üjsalu gewonnene Cement, dessen Verwerthbarkeit dnrch die Lage
z»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch