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befindet sich ein in den mittleren Abschnitt der Kirche führendes Thor. Das Ziermotiv an
seiner Leibung ist eine tiefgehöhlte Rundscheibe, in der ein Cylinder steht, welcher mit
trapezförmig zusammengestellten Stäben wie mit einer Binde umgürtet ist.
Die östliche Schmalseite ist in ihrer Ornamentirnug so schlicht und zugleich geistvoll,
daß sie zu den interessantesten Schöpfungen der romanischen Baukunst gezählt werdeu muß.
Die hohe Giebelmauer des Mittelschiffes ist hier nicht mit dem üblichen Rundbogen-
fries verziert; das Gesimse des Satteldaches ist in dreifacher Gliederung aus einer Kante,
einem halben Rundstab und einer Hohlkehle gebildet und darunter ist an jeder Ecke der
senkrechten Wand in eine entsprechende Vertiefung eine Säule gestellt. Dem Gesims und
den Säulen parallel geht ein zweites Ornament: eine seichte Hohlkehle, in der sich dicht
aneinander gereihte Kugeln befinden. An der Apsis des Mittelschiffes erblickt man drei ganz
einfache rnndbogige Fensteröffnungen und ihre Wand ist durch vier Wandsäulen gegliedert.
Diese Säulen stehen auf einem die Wand der Apsis ringförmig umgebenden Gesimse und
ragen bis unter den Dachvorsprung hinauf, wobei sie das Gesims und den stark
ausladenden Rundbogenfries unterbrechen. Die Wände der Seitenschiffe sind an der Ost-
seite schmucklos gelassen. Die Seitenapsiden haben jede eine ruudbogige Fensteröffnung
mit reich gegliederter Leibung; die obere Hälfte der Fenster ist mit der in rechtem Winkel
aufwärts geknickten Fortsetzung des die Hauptapsis umgebenden Gesimses umzogen, das
aber hier seine Gliederung ändert. Die Seitenapsiden sind überdies mit dem herkömm-
lichen Rundbogenfries geschmückt. An der südlichen und nördlichen Langwand sind die
Seitenschiffe ähnlich wie die Ostfa^ade ausgeschmückt und außerdem durch Wandstreifen
gegliedert, die vermöge ihrer starken Ausladung schon als Wandpfeiler gelten können. Die
Fensteröffnungen sind an der hervorragenden Wand der Langseite des Mittelschiffes,
wie an den Seitenschiffen, schmäler und einfach gehalten.
Die jetzige Pfarrkirche der Gemeinde Kapornak im Zalaer Comitat, einst gleichfalls
Abteikirche der Benediktiner, ist der Lebeuyer Kirche nahe verwandt und mit ihr fast
gleichzeitig, um 1217 erbaut. Von ihren drei Schiffen sind nur das Hauptschiff mit
der daran schließenden halbkreisförmigen Apsis, die in einer Giebelwand aufsteigende
Westfa^ade und die beiden diese flankirenden Thürme erhalten. Die Thürme haben
Doppelfenster, die durch Säulchen mit Würselcapitälen und attischen Füßen getheilt sind.
Die Seitenschiffe und deren Apsiden sind jetzt nur noch durch Bruchstücke der Grundmauer
festzustellen. Eine Abteikirche der Benedietiner, allerdings von einfacherer Anordnung als
die erwähnten, durch Privatstiftung im Jahre 1138 entstanden und um 1230 neu auf-
gebaut, war ferner die jetzige Pfarrkirche der Gemeinde Csatär im Zalaer Comitat.
Sie ist einschiffig, die halbkreisförmige Apsis ist mit dem Schiff durch ein schmäleres, nach
der Länge eingeschaltetes Sanctuarium verbunden, in der Mitte der Westfront erhebt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch