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Die Schiffe sind durch drei Paar achteckige Pfeiler getrennt. Der untere Theil der Thürme
bildet die Fortsetzung der Seitenschiffe und ihre inneren Kanten ruhen auf dem ersten
Pfeilerpaar. Die Pfeilercapitäle sind mit Thiergestalten, die Capitale der aus der Ober-
wand des Mittelschiffes hervorspringenden Säulenschäfte mit schön gebildetem Laub
geschmückt. Gewölbe und Sanctnarium sind in späterer Zeit erneuert und umgebaut.
Die Abteikirche der Benedictiner zu Jak im Eisenburger Comitat stimmt in ihrer
einfachen Anlage völlig mit der zu LSböuy überein. Der untere Theil ihrer beiden Thürme
ist, wie in Ungarn Sitte, die Fortsetzung der Seitenschiffe, zwischen dem Mittelschiff und
der halbrunden Apsis aber hat sie ein Langchor. Das Innere, in den späteren Jahr-
hunderten grausam mitgenommen, dürfte ursprünglich gleichfalls einfach gewesen sein.
Die drei Langschiffe sind durch je vier Pfeiler von einander getrennt, die Pfeiler durch
acht Halbsäulen gegliedert. Fenster haben weder die erhöhten Wände des Hauptschiffes,
noch die Längswand des südlichen Seitenschiffes; dagegen öffnen sich sowohl an der
Hauptapsis, als auch an den beiden Seitenapsiden je drei und an den Wänden des
Langchores je ein etwas breiter und höher als gewöhnlich gebildetes Fenster. Das
hierdurch einströmende nnd vom Sanctnarinm her verbreitete Licht taucht die Schiffe
in eine eigenthümliche, zauberisch wirkende Beleuchtung, schadet aber andererseits dem
Eindruck der Geräumigkeit, da es die Apsiden dem Auge des durch das Hauptthor
Eintretenden näher rückt. Die Gewölbe der Schiffe sind neueren Ursprungs; nur in deu
unteren Theilen der Thürme und in deren Zwischenranm sind sie alt. Hier, wie auch an
sämmtlichen Pfeilern erkennt man noch nnter der dicken Kalkschichte die Spuren der
einstigen Malerei. Die die Pfeiler gliedernden Halbsäulen sind orangegelb; die theils
mit Thier-, theils mit Laubmotiven geschmückten Capitäle waren dnnkelroth gefärbt.
Während so das Innere der Kirche weniger durch die keineswegs reichen, wenngleich
gewählten Formen, als durch Beleuchtung und Farbe wirkte, prangte das Äußere in einer
erstaunlichen Mannigfaltigkeit der Formen. Es überrascht, daß bei diesem Bau, der von
einer so einfachen, sozusagen ärmlichen Anlage ausgeht, der Aufbau, und zwar dessen
Außenseite, so verschwenderisch geschmückt wurde. Der Gegensatz wird noch augenfälliger,
wenn man sieht, daß es sich nicht etwa um eine wohlfeile Art von Luxus handelt. Die
Kirche ist aus einem in der Gegend gebrochenen harten Kalkstein von bester Qualität
erbaut und aus demselben ist auch aller Zierath gearbeitet. Die bewuudernswerthe
Ausführung des Ornaments bekundet den höchsten Grad von Geschicklichkeit, Fleiß und
Genauigkeit; nirgends sieht man die geringste Spur von Übereilung oder Unsicherheit.
Noch wunderbarer jedoch ist die richtige Empfindung, mit der der Baukünstler seine schier
überschwengliche Erfindungskraft lenkt, so daß sie nie ins Übermaß ausartet; seine
unerschöpfliche Phantasie geht bis an die Grenze des Maximnms, ohne sie zn überschreiten;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch