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Mal erfolgte. Ihre Sendung bestand gewöhnlich aus 3 Hirschen, 6 Rehen, 24 Hasen und
300 Krammetsvögeln.
Über Szentgäl gelangen wir nach Väroslöd, dessen deutsch sprechende Einwohner
sich mit der Fabrikation von Steingutgeschirr befassen. Wie die Straße von Szentgäl zu
dem im Thale liegenden Dorfe niedersteigt, trifft sie an dessen Eingang rechter Hand ein
großes in zwei Flügeln entwickeltes Gebäude, das als herrschaftlicher Gasthof eingerichtet
ist. Es ist an der Stätte und aus den Bausteinen eines alten Klosters und Asylhauses
errichtet. Hier hatte früher der Karthäuserorden sein Stammhaus und der ErzPrior von
Lövöld seine Residenz. Der Name des Ortes lautet nämlich in alten Urkunden Leveld
und Lövöld, was im Munde des Volkes die Form Löd annahm. Väroslöd („Stadt
Löd") aber heißt er zum Unterschied von dem benachbarten Dorfe Kislöd. Mitten durch
das Dorf fließt der Torua-Bach, in dessen Thale sich die Station der Westbahn befindet.
Den mächtigen Karthäuserorden siedelte Ludwig I. um 1360 in diesem Kloster an
und verlieh ihm aus den Gütern der Bakonyer Obergespanschaft und anderem Besitze
ungeheure Herrschaften. Jahrhunderte lang bestand der Orden in Ungarn und hörte in
der Periode nach der Katastrophe von Mohäcs auf. Kein Orden im Lande dürfte reicher
an Donationsgütern und auch sonst mächtiger gewesen sein, ja man darf sagen, daß selbst
der Erzabt von Martinsberg im Ansehen hinter dem Erzprior der Karthäuser von Lövöld
stand. Dies beweist auch der Reichstag des Jahres 1498, der das Bauderium des Erz-
priors mit 200 Reitern bestimmt, genau wie das des Erzabtes von Martinsberg und des
Bischofs von Veßprem. Und einen ferneren Beweis liefert der Reichstag 1550, der dem
Prior von Lövöld außer seinen alten Privilegien auch das dem Primas des Landes
zukommende Sonderrecht zusichert, in Privatprocessen den ihm zu seinen Gunsten oder
Lasten auferlegten Schiedseid durch seinen eigenen Hofrichter schwören zu lassen. Der
Orden bestand so lange, bis im Jahre 1552 die Türken die Beste Veßprem eroberten.
Bei Väroslöd theilt sich die Straße, ihr nördlicher Zweig geht nach Papa, der
westliche nach Devecser. Auf der Straße nach Papa gelangen wir bei Tapolczafö aus
dem wirklichen Bakony heraus und betreten den Ostrand des großen westlichen Alsöld.
Dieses Dorf bestand aus Prädial-Edelleuten. Hier hat der Tapolcza-Bach in Kalkstein-
spalten seinen Ursprung, eine herrliche, aus zwei Becken bestehende Quelle, die durch eine
kaum drei Meter breite Felsenbank von einander geschieden sind. Das Niveau des einen steht
schon um drei Fuß höher als das des anderen und jedes bildet einen kleinen Teich. In dem
oberen Becken bricht durch mehrere größere und kleinere Schachte, deren Durchmesser von
einem halben bis zu zwei Fuß wechselt, krystallklares Gebirgswasser hervor und seinSchwall
treibt sofort, gleich am Rande des kleinen Teiches, ein oberfchlächtiges Mühlrad. Als an
diesem Orte noch kein Dorf stand und die Kalk- und Dolomitfelsen von dichtem Wald
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch