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ist eine sehr bemerkensmerthe Ortschaft des Bezirkes. Es liegt in der Mitte eines ganzen
Obstwaldes. Seine evangelischen Schulen — Präparandie, Gymnasium, Realschule und
Knaben-Erziehungsanstalt — haben weithin einen guten Rns. In Mariasdorf (Märia-
salva) fällt die alte gothische Kirche auf, welche erst kürzlich auf Kosten der Negierung
stilgemäß erneuert worden ist. Ihre Außenwände sind mosaikartig eingelegt, das Dach ist
roth und der durchbrochene Thurm schwarz; das Hauptportal ist im Entwurf wie in der
Durchführung sehr schön; darüber befinden sich ein kunstvoll gearbeiteter Erker, eine
Marienfigur und anderes Ornament. Die innere Ausstattung entspricht dem äußeren
Schmuck; die Fenster haben Glasmalerei; Altar, Kanzel und Tanfbrunueu sind Majolika
aus der Fabrik Zsolnay; die gestickten Paramente haben Kunstwerth, knrz, die Kirche
von Märiafalva ist ein Prunkstück des Eisenburger Comitats. In Jurmaunsdors
(Gyimötsalva) hat die Familie Batthyäny, in Rothenthnrm (Vörösvär) Stefan
Erdödy und in Koh-Fidisch (Gyepü-Füzes) Georg Erdödy ein Schloß. Im Schloß
zn Rotheuthurm ist ein wichtiges Familienarchiv, das auch einen Theil des berühmten
Räköezy'schen Archivs verwahrt. Tatzmannsdorf (Taresa) hat einen Sauerbrunnen und
ist ein weit über die Landesgrenzen hinaus gewürdigtes Bad, namentlich gegen Frauen-
leiden. Es liegt in malerischer Hügelgegend, über deren schattige Wälder und sonnige
Fluren man von der Höhe sanft geschwungener Hügel gern hinwegblickt. Im Westen heben
sich die anmuthigen Hügel zu kühnen Berggruppen, unter denen die Gipfel des düsteren,
fast 2090 Meter hohen Wechsel, dann des Masenberges und Ringkogels am höchsten
ragen. Diese Gipfel sind so recht die Wetterpropheten für die nördlichen Theile des Comitats.
Um die Füße der Berge schlangeln sich in reizenden Thälern zahlreiche Bächlein,
welche nach Südost zur Piuka hinablaufen. Das üppige Pflanzenleben, besonders die
ausgedehnten Tannenwälder verschönern die Gegend und heben zugleich das Klima. Bad
Tatzmauusdorf gehört jetzt dem Grafen Karl Batthyäny. Bei Bergwerk (Bänya) im
Tauchen- (Feherpatak-) Thale wird in den Bergen viel Antimon gewonnen. Schlainiug
(Bäros-Szalonak), mit 1.242 Einwohnern, liegt anf einem Berge. Es hat einen Lese-
uud Selbsthilfsverein, auch eine treffliche Wasserleitung aus fernerem Gebirge. Alt-
Schlaining (6-Szalonak) ist eine schöne Ritterburg auf schroffem Felsen; der Ritter
Andreas Baumkircher hat sie 1450 erbaut. Sein Lebenslauf war überaus bewegt. Er war
vor 1420 zu Wippach iu Krain geboren und hatte seine Jugend am Hofe Kaiser
Friedrichs III. verbracht. Seit der Erwerbung Schlainings nannte er sich „Herr" von
Schlaining. Anfangs diente er Friedrich in Treue, bald aber ging er zum Ungarkönig
Ladislans V. über. Später kämpfte er bald für Friedrich, bald für Matthias, bis schließlich
der Kaiser, um sich seines wankelmüthigeu Lehnsmannes zu entledigen, ihn unter freiem
Geleit nach Graz einladen ließ. Es war Baumkircher zugesichert, es werde ihm kein Leid
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch