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man die Wappen des Bauherrn, des mächtigen Palatins Nikolaus Esterhazy, und seiner
Gemaliu Christine Nyäri von Bedegh (vom Jahre 1638) und zwei Juschrifttafeln. Im
Burghofe steht die steinerne, aber schwarz bemalte Reiterstatue des Fürsten Paul Esterhazy,
vom Jahre 1687. Links vom Thore befindet sich das Archiv, rechts die Schatzkammer,
zu der der Palatiu Nikolaus den Grund gelegt hat. Die Menge der hier aufgehäuften
Schätze ist märchenhaft. Die Goldschmiedekunst und Juwelierarbeit des X V. bis XVIII. Jahr-
hunderts ist nächst der kaiserlichen Schatzkammer in Wien in der ganzen Monarchie nirgends
so reich wie hier vertreten. Man braucht Stunden, um alle die Becher, Kannen, Schmuck-
sachen, Emailarbeiten u. s. w. zu durchmustern. Als Beispiel sei ein Kelch des Königs
Matthias vom Jahre 1465 erwähnt; ferner theilen wir die Abbildung eines Renaissance-
pokals mit, dessen Bauch aus einer Muschel in silbervergoldeter, mit Email, Edelsteinen
und echten Perlen verzierter Fassung gebildet ist. Die Gemälde im Oberstock sind meist
Familienbildnisse von geringerem Kunstwerth, doch für die Eostümgeschichte hochinteressant;
unter ihnen befindet sich auch das Porträt der „Venus von Mnräny" (Maria Szechy).
Der Freund der Geschichte mag sich den vielen Schlachtenbildern und Fahnen zuwenden.
Die Waffensammlung ist wieder besonders, in fünf unter einander befindlichen Sälen unter-
gebracht; vom XVI. Jahrhundert angefangen sind da alle möglichen Arten von Gewasfen
zn finden. In den letzten Stockwerken bemerkt man eine längs der Wände aufgehängte
lange Kette, die zum Brunnen der Burg gehört hat. Dieser Brunnen ist unter einem
eigenen Dach geborgen und 142 Meter tief; er wurde iu den Jahren zwischen 1660 und
1690 durch türkische Gefangene in den harten Felsen gehöhlt. Außerhalb des Palas steht
noch der 50 Meter hohe Bergfried (Doujou) der alten Burg aufrecht, mit vier Meter
dicken Mauern, in denen eine Wendeltreppe emporführt; hie und da zeigt sich im
Mauerwerk auch eine Nische und das Volk glaubt, daß darin einstens Menschen einge-
mauert wurden.
Burg Forchtenstein ist durch die Grafen von Mattersdorf erbaut, denen sie ihren
späteren Namen gegeben hat. Mit dem Aussterben der Familie siel sie an die Krone
zurück. König Matthias schenkte sie 1466 dem Sigismuud Weißpriach; nach Matthias'
Tode befand sie sich meist als Pfand in österreichischen Händen. Die Reichstage drangen
unablässig auf ihre Rückerstattung, bis sie endlich im Jahre 1622 wirklich wieder ein-
verleibt wurde. Bei diesem Anlaß verlieh sie Ferdinand II. dem Grafen Nikolaus Ester-
hazy, dessen Nachkommen sie noch jetzt besitzen. Die Neugestaltung der Burg ist das Werk
des durch Leopold I. in den Fürstenstand erhobenen Palatins Paul. Von den nördlichen
Fenstern des Palastes aus streift der Blick über das ganze Leithagebirge und das Vulka-
thal. Der Mensch der Steinzeit hat überall mannigfache Spuren hinterlassen. Die Bronze-
zeit bietet schöne Funde; auch die Hallstatter und die La Tene-Periode sind vertreten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch