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endlich im Jahre 1655 erfolgte. Graf Nikolaus Esterhazy erhielt die Domäne von
Ferdinand II. im Jahre 1622, als die Burg von der Stadt getrennt wurde. Im Jahre
1648 wurde Eisenstadt königliche Freistadt.
Das jetzige Schloß wurde im Jahre 1683 durch den Fürsten Paul Esterhazy an
Stelle der alteu Burg erbaut. Es ist ein unvollendeter Riesenban, dem sich nach dem
ursprünglichen Plane noch zwei Flügel anschließen sollten. Im Prunksaale fand lange
Zeit die feierliche Installation des Obergespans statt. Im Park befinden sich wahrhaft
fürstliche Treib- und Palmenhäuser. In dem hellenisirenden Pavillon über dem Bergsee,
dem sogenannten Leopoldinentempel, steht die Marmorstatue der Fürstin Leopoldine
Esterhazy, von Eanova. Unter den Merkwürdigkeiten des Schlosses ist Haydn's Elavier
zu erwähnen. Im Schloßthurm hängt die größte Glocke des Landes. Das Esterhäzy'sche
Archiv ist außerordentlich reich, die Urkundentruhen von über 300 Familien sind darin
verwahrt. Urkunden aus der Ärpädeuzeit gibt es etwa 300. Die erste Gruppe des Archivs
enthält die Dokumente über die Abstammungsfolge der Familie. Diese stammt von der
Insel Schütt, aus dem Geschlechte der Salamon, von dem sich mehrere Familien, darunter
auch die Jlleshäzy, abgezweigt haben; ihr erster bekannter Ahne Moknd kommt im Jahre
1186 vor. Das Aufblühen der Esterhazy beginnt mit dem XVI. Jahrhundert. Franz,
Vicegespan des Preßburger Eomitats, gebraucht zum ersten Male das Prädikat „von
Galantha", nach dem Erbe seiner Mutter, der Helene Beffenyei; seine Gattin war
Sophie Jlleshäzy und beider Söhne erhielten im Jahre 1613 von Matthias II. den
Freiherrentitel; dem einen Sohne, Nikolaus, wurde dann durch Ferdinand II. der mit
der Besitzung Forchtenstein verbundene Grafentitel verliehen. Sein Sohn Paul erhielt
am 8. December 1687 von Leopold I. den Rang eines Fürsten des heiligen römischen
Reiches, der durch Karl III. (23. Mai 1712) auf den Erstgebornen und durch Joses II.
(21. Jnli 1782) auf die ganze männliche und weibliche Linie ausgedehnt wurde.
Die Bibliothek ist in einem besonderen Gebäude aufgestellt. Sie besteht aus über
45.000 Bänden und ist durch ihren Reichthum an literarischen und bibliographischen
Seltenheiten, Bilderwerken, kostbaren Stichen und werthvolleu Prachtausgaben eine der
bedeutendsten Bibliotheken des Landes. Auch die Bibliothek der Frauciseauer ist wegen
ihrer Hnngariea bemerkenswerth. Im unteren Theile unserer Abbildung sieht man, um
die zu Ehreu von Mariä Heimsuchung erbaute Kapelle her, den durch den Fürsten Paul
errichteten Ealvarienberg, der im vorigen Jahrhundert als Weltwunder galt; die dahinter
befindliche Hauptkirche ist nur das Sanctnarinm eines in riesigen Verhältnissen geplanten
Gotteshauses. Der Grabstein Haydn's ist darin zu sehen. Die Fresken und das Altar-
bild der Kirche sind berühmt. In mehreren Kirchen von Eisenstadt nnd der Umgebung
befinden sich Gemälde Dorfmeisters. Zu erwähnen ist ferner das Riesengebände der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch