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während über die Wölbungen der Kuppen dunkler Laubwald seine Schatten breitet. Und
die Theile dieses heiteren, mannigfaltigen Bildes sind durch breite Alleen, welche die
Herrschaft durchziehen und deren jede an sich schon ein Meisterwerk der Banincultur
darstellt, wie durch Bänder untereinander verknüpft. Unvergleichlich ist eine Allee von
k'Iatanus orientalis und Kymnoeiackus canuckensis oder eine Allee von lauter ^u^Ians
ruAi-a amelicarm; eine Lindenallee, welche sämmtliche Lindenarten in mächtigen Pracht-
exemplaren vereinigt, wird selbst der Fachmann höchlich bewundern. Blos im nordöstlichen
Theile der Herrschaft, bei der Szent Györgyer Meierei, treten jene kahlen Berge und steilen
Felswände auf, die sich aus der Gemarkung der Nachbargemeinde Sösknt herüberstrecken
und einen Sandstein liefern, der als Söskuter Stein allbekannt die Hauptstadt mit ihrem
besten Baumaterial versorgt.
Das idyllische Bild erhält noch eine harmonische Ergänzung durch die feinen
Merinoheerden, welche die znr Weide bestimmten Abhänge beleben, und durch Heerdeu
von Jnnthaler und besonders Simmenthaler Kühen, die sich durch Exemplare von seltener
Gleichmäßigkeit des Typus auszeichnen, einen großen Theil des Saatfutters nutzbar
machen und der hochentwickelten Viehzucht, sowie dem großen Milchreichthum der Domänen
das beste Zeugniß ausstellen. Und doch ist all diese Schönheit kein Geschenk der Natur,
sondern die Frucht der Arbeit, Fachkundigkeit und des Geschmacks, das Ergebniß der
Schöpferkraft eines hochgearteten Geistes.
Der unvergeßliche Palatin Erzherzog Josef hatte, als er im Jahre 1819 diese
Herrschaft vom Religionsfonds im Tauschwege übernahm, nur öde Hügel, einen aus-
gepumpten Boden und großentheils sogar Flugsand vorgefunden. Wo einst Wälder
gestanden, wucherte blos wildes Buschwerk, vom weidenden Vieh benagt; der überwiegende
Theil der Domäne bestand aus schwacher Weide, die Äcker betrugen nur 1900 Joch,
wovon 600 Joch iu häuslicher Weise mittelst Robotarbeit bewirthschaftet wurdeu,
während 1300 Joch in Halbtheilwirthschaft an die keineswegs besonders wohlhabenden
Bewohner der Gegend vergeben waren. Der schöpferische Geist des Palatins brachte
die große Umgestaltung zuwege, änderte das Gesicht der Natur, der Gegend und schuf
— auch auf diesem Gebiete vorbildlich für seine Nation — nicht nur seiner Familie
ein unvergleichlich gemüthliches Heim und der vaterländischen Landwirthschaft ein
mustergiltiges Beispiel, sondern er ließ seine segnende Hand besonders auch das Volk
dieser Scholle fühlen, das durch die fortgesetzte väterliche Fürsorge der erzherzoglichen
Familie aus der früheren Verwahrlosung zu einer hohen Stufe des Wohlstandes
aufstieg. Alcsüth insbesondere verdankt dem Palatin und dessen Sohne, dem Erzherzog
Josef seinen heutigen Wohlstand und Fortschritt, seine öffentlichen Anstalten, darunter
eine Feuerwehr ersten Ranges, eine in mancherlei Richtung entwickelte Industrie,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch