Page - 582 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Volume 16
Image of the Page - 582 -
Text of the Page - 582 -
582
vorher eine Propellerunternehmnng, welche Balaton-Füred zum Ausgangspunkt ihres
Verkehrs gewählt hatte. Sowohl der Eigenthümer des Propellers, als auch dessen
Publikum sahen bald ein, daß ein kleinerer Dampfer von geringem Tiefgang, in der Art
der Donau-Propeller, sich auf dem Plattensee wegen des oft mächtigen Seeganges nicht
halten kann. Seit dem Jahre 1880 ist Balaton-Füred der Mittelpunkt eines mehr als
vornehmer Zeitvertreib betriebenen Jachtsports geworden; im dortigen Hafen Pflegen sich,
wenn sie alle beisammen sind, etwa 30 Jachten verschiedensten Formats auf den Wellen
zu schaukeln. Es sind dies Segelyachten von englischem Typus, aber kleiner als die für
das Meer bestimmten Jachten; ihre Bemannung bestand anfangs aus englischen Matrosen,
später jedoch wurden Bauernburschen aus der Gegend zur Handhabung der Schiffe und
Segel abgerichtet. Der Jachtclub und seine Schiffe erfreuen sich auch jetzt der schönsten
Blüte; mit Güterbeförderung befaßt er sich ganz und gar nicht, wohl aber zuweilen im
Sommer mit Personenbeförderung. Seine Hauptthätigkeit bildet immerhin die Privat-
schiffahrt nebst den Regatten, welche alljährlich durch die Schiffseigenthümer selbst um
ausgesetzte Ehrenpreise veranstaltet werden. Außerdem hat eine im Jahre 1888 gegründete
Aktiengesellschaft drei Dampfer angeschafft, die seit einigen Jahren die Personen- und
Güterbeförderung auf dem ganzen Plattenseegebiet init allen seinen Bädern und Häfen
versieht, und wenngleich heute noch die Plattenseeschiffahrt sowohl vom Staate, als auch
von den Nachbarcomitaten unterstützt werden muß, so ist es doch bei dem gewaltigen
Aufschwung, den das Badewesen am See genoinmen hat, sicher zu erwarten, daß nach
einigen Jahren diese Dampfschiffe auch ohne Subvention in der Lage sein werden, den
geregelten Verkehr aufrechtzuerhalten.
Die andere Art des Verkehres ist die per Achse, wenn der Plattensee zugefroren
ist. Dies erfolgt regelmäßig bei vier bis fünf Grad stiller, windloser Kälte und der See
pflegt dann zwei bis drei Monate lang seine Eisdecke zu behalten. Sobald das glatte Eis
sich hinreichend, nämlich ans fünf bis sechs Zoll Dicke, befestigt hat, belebt sich die See-
oberfläche, bei windstillem Wetter nnd wenn es nicht schneit, sofort und Tag für Tag. Dies
ist die Hauptzeit für die Bevölkerung des südlichen Ufers,um Bausteine nach dem Veßpremer
und Somogyer Comitat zn schaffen, wie man einst aus der großen Weingegend des Nord-
ufers den Wein heimfuhr. Die Bevölkerung des Nordufers aber fährt nun nach dem
Somogyer Ufer, um sich Wagenladungen voll Getreide zu holen und den Stroh- und Futter-
bedarf dazn; desgleichen benützen die Marktleute das Eis als allerkürzeste Linie, um auf
ihren Fuhrwerken ohne jeden Umweg von Ufer zu Ufer zu wechseln.
Der Fischfang wird durch gewöhnliche bäuerliche Fischer betrieben, so daß keines
der Ufer eiue lediglich von der Fischerei lebende Bevölkerung besitzt. Indeß gibt es
sogenannte Fischerkoppeln oder „Fischerkumpaneien", deren Mitglieder durch den Obmann
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch