Page - 583 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Volume 16
Image of the Page - 583 -
Text of the Page - 583 -
583
in Lohn genommen, im Winter ausschließlich und im Sommer größtentheils dem Fisch-
fang obliegen. Die Sommer- und Winterfischerei sind natürlich grundverschieden. Die
Winterfischerei gilt hauptsächlich dem Fogas, die Sommerfischerei mehr den übrigen Fisch-
arten. Die Obmänner dieser Fischerkoppeln haben die Fischerei auf Grund ein- oder
mehrjähriger Pachtverträge, theils als Hauptpächter von den Uferbesitzern, theils als
Afterpächter von größeren Unternehmern in Pacht; sie bezahlen für die ganze Fläche des
Plattensees insgesammt höchstens 25.000 bis 30.000 Gulden au Pachtschilling, wozu sie
aber auch noch andere Nebenleistungen zu bieten haben. Der Plattensee-Fogas ist auf den
europäischen Speisekarten überall unter diesem Namen bekannt und ist in Mittel- und
Südeuropa blos dem Plattensee in so vorzüglicher Güte eigen. Sein wissenschaftlicher Name
ist lueioperea sanära; bis zum Gewicht von zweieinhalb Kilo heißt er ,süII6« (Schiel,
Zander), nachher Fogas. Die größeren wiegen zehn Kilo. Die ausnahmsweise vor-
kommenden noch größeren Exemplare nennt die Uferbevölkerung „Fogaskönig". Der
Fogas Hanst während des Sommers in größeren Wassertiefen und wird daher nicht so
zahlreich gefangen als im Winter, wo er überall nahe an das die Wasserfläche bedeckende
Eis kommt. Unter den Fischen, welche für die Fischerei noch in Betracht kommen, steht
der Maifisch (Alse) voran; man nennt ihn auch Platteusee-Häring. Im Herbst steigt er
in solchen Mengen an die Oberfläche und wird dann oft in solchen Massen gefangen, daß
er, obgleich ein wohlschmeckender, feiner Fisch, mitunter schon zu vier bis fünf Kreuzer das
Kilo verkauft wird. Überdies wird er, der Länge nach entzwei geschnitten, gesalzen und an
der Sonne getrocknet, mit Weißfischen nnd Eltfischen (Kühlingen) zusammen vielfach als
Fastenspeise für die griechisch-orientalische Bevölkerung nach Siebenbürgen und Serbien
ausgeführt. Die Uferbewohner nennen den Maifisch, wenn er zur Laichzeit massenhaft
gefangen wird, den „gesehenen Fisch". In großen Mengen werden auch Karpfen,
Karauschen und Schleihen gefangen, sämmtlich Sumpffische und, obgleich schmackhafter
als die in sumpfigen Seen gefangenen, dennoch den wohlfeileren Fischen zugehörig. Auch
der Hecht wird systematisch gefangen, und zwar zu jeder Jahreszeit, da sich die Schonzeit
auf ihn nicht erstreckt. Sein Fang geschieht im offenen Wasser mit dem Netze, im Röhricht
mit dem Speer. Massenhaft wird der Weißfisch gefangen, ein schmackhafter, allein überaus
grätiger Fisch, der aus diesem Grunde hauptsächlich von der ärmeren Volksclasse genossen
wird. Zu erwähnen sind ferner der Barsch, die Quappe (Nutte), der Eltfisch und die
Sprotte. Sie alle übertrifft als Handels- und Verbrauchsartikel der Wels, der im
Plattensee bis zum Gewicht von 70 und 80 Kilo heranwächst.
Zur systematischen Fischerei werden im Winter wie im Sommer hauptsächlich
große Netze von mehreren hundert Meter Länge verwendet. Im Sommer tragen die
Fischer das lange Netz bei Tage ins Wasser hinein und tauchen es ausgespannt unter.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch