Page - 591 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Volume 16
Image of the Page - 591 -
Text of the Page - 591 -
591
weiter bis Boglar. Alles Gewässer dieses Uferlandes strömt in den Plattensee. Um
Badacsony und Szigliget die Bäche Eger, Tapolcza und Leseucze, westlich von
Keßthely der in den kleinen Plattensee fallende Zalaslnß und die Bäche Heviz und
Hatärarok, dann östlich von diesen die Gewässer des Nagy-Berek (Große Au), deren
regnlirtes Flußbett gleichfalls Hatärarok (Grenzgraben) und Nagyärok (Großer
Graben) genannt wird.
Der Nagy-Berek ist eine Tiefebene von etwa 140 Quadratkilometer im Somogyer
Comitat, zwischen den Gemeinden Balaton-Kereßtur, Balaton-Ujlak, Kethely, Töt-Szent-
Päl, Täska, Bnzsak und Balaton-Csehi. Seine Meereshöhe übersteigt den gegenwärtigen
höchsten Wasserstand des Plattensees kaum um 1 bis 2 Meter. Vor der im Jahre 1863
stattgefundenen Entwässerung war bei hohem Wasserstande oft auch ein großer Theil des
Nagy-Berek überfluthet und die Oberfläche des Sees erschien dann um etwa eiu Fünftel
größer als die jetzige.
Zieht man von Badacsony nach Boglar eine gerade Linie, so fällt das nordöstlich
von dieser gelegene Ufergelände in unseren zweiten Abschnitt. Dieser liefert dem Plattensee,
soviel man sehen kann, einen sehr geringen Wasserzuwachs. Allerdings laufen von
Badacsony bis Also-Örs etwa 8 bis 10 kleine Bäche von den Uferhöhen nieder. Das
Volk nennt diese Wasseradern Sid . Diese Uferstrecke ist nahe an 50 Kilometer lang. Es
scheint unglaublich, daß die hinter dieser Linie liegenden bewaldeten Höhenzüge mit ihren
gesammten atmosphärischen Niederschlägen nur das Wasser für diese 8 bis 10 kleinen
Quellbäche liefern sollten. Von Alsö-Örs aber nach Nordost bis Füzfö und von da südlich
bis Akarattya und schließlich von hier südwestlich bis Szöllös-Györök führt, mit Ausnahme
der unbedeutenden Wasserläufe von Lölle und Ößöd, kein einziger Bach dem Seebecken
Wasser zu. Diese Userliuie ist 70 Kilometer lang und das hinter ihr liegende Ufergelände
besteht aus Bodenschichten von stark wasseranfsangender Natur. Wohiu geräth also das
aus den atmosphärischen Niederschlägen dieser Gegend angesammelte Wasser?
Auf diese Frage ist wohl keine andere Antwort möglich, als daß die Niederschlags-
wässer der hinter dieser 70, beziehentlich 120 Kilometer langen Strandlinie sich hin-
ziehenden hügeligen, bergigen, waldigen Ufergegend wenigstens zum Theile durch natürliche
unterirdische Kanäle dem Becken des Plattensees zufließen. Wenn einmal die gesammten
geologischen und physikalischen Eigenschaften des Plattensees sorgfältig dnrchstndirt sind,
werden auch für diese Thatsache uuwiderlegliche wissenschaftliche Beweise erlangt sein.
Als ganz sicher erscheint es zum Beispiel, daß die Annahme, als ob einerseits die jährliche
Verdunstung der Seeoberfläche, andererseits das Einströmen der atmosphärischen Nieder-
schläge und der Quellgewässer die einzigen Factoren des nach Jahreszeiten wechselnden
Steigens und Sinkens des Wasserstandes wären, keine Berechtigung hat. Wäre der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Volume 16
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (4)
- Volume
- 16
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.18 x 21.71 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch