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Christi Himmelfahrtstage Pfefferkuchen in Gestalt von Ohren verkauft, zur Erinnerung an
die Gewohnheit der wilden mongolischen Horden, den gefangenen Feinden die Ohren abzu-
schneiden. Wichtiger jedoch sind die Höhlen, welche sich an den Abhängen dieses Berges
befinden (die Sipka-Höhle und das Teufelsloch), wegen der vielen daselbst gemachten
prähistorischen Fnnde. Das vorzügliche Kalkmaterial des Kotone hat die Errichtung von
großen Kalköfen und anderer damit in Verbindung stehender Werke hervorgerufen, und es
wurde, um dieses Kalkgebiet in großem Maßstabe auszunützen, eigens von hier eine Bahn
über Freiberg nach Stauding zum Anschluß an die Hauptlinie der Kaiser Ferdinands-
Nordbahn gebaut.
Noch eine dritte Burg, und zwar die größte Mährens, liegt in diesem Theile der
karpathischen Vorberge des Odergebietes, die jetzt dem Fürsterzbischof von Olmütz gehörige
ehemalige Beste Hochwald, die Akropolis, so könnte man sagen, des Städtchens
Freiberg, dessen Bürger sich in den Zeiten des dreißigjährigen Krieges wiederholt mit
ihren Angehörigen dahin zurückzogen und, ihre Stadt den Feinden preisgebend, alle
Angriffe auf die Burg mit solcher Umsicht und Tapferkeit abschlugen, daß mit Einbeziehung
ähnlicher Verhältnisse das Sprichwort entstand: „Brieg, Freiberg und Brünn machen
die Schweden dünn." Die Ruinen der Burg breiten sich auf eiuem nach allen Seiten
ziemlich steil abfallenden bewaldeten Berge eine Stunde östlich von Freiberg aus. Derselbe
bildet, in weitem Umkreise eingehegt, einen wohlgepflegten Thiergarten, in dein wahre
Riesen von Buchen, Eichen und Linden stehen, unter deren Schatten niedliche Damhirsche
grasen. Die Burg besteht aus zwei Haupttheilen, der Vorburg und dem Hauptschlosse,
welche durch einen tiefen Wallgraben geschieden sind. In der Vorburg befindet sich ein
Turnierhof, welcher die Höfe aller übrigen Burgen Mährens an Größe übertrifft und
zugleich eine noch jetzt ziemlich gut erhaltene Kapelle enthält. Eine zweite lag im Hanpt-
schlosse, das aus mehreren Abtheilungen bestand, von denen der Herrensitz, welcher zwei
Stockwerke umfaßte, nach den vorhandenen Mauerresten ein großartiges Bauwerk gewesen
sein muß. Bemerkenswerth ist noch der Schloßbrunnen, welcher 178 Meter tief war, heute
aber zum Theil verschüttet ist. Noch im vorigen Jahrhundert blickte die Beste in stolzer
unversehrter Schönheit von ihrer Höhe herab, bis sie 1762 durch einen verheerenden Brand
in Trümmer fiel, ans denen sie nicht wieder erstand. Die Aussicht von der Höhe der Burg
ist ungewöhnlich lohnend. Im Süden und Osten reiht sich Berg an Berg, über die Berge
der nächsten Umgebung ragen die entfernteren Häupter der Karpatheu bedeutend empor,
die höchsten davon, wie der Radhost, die Knehyna und die bereits in Schlesien liegende
Lysä Hora, mit kahlem Scheitel, während gegen Westen das Knhländchen mit seinen Städten
und Dörfern, seinen reichbebauten Hügeln nnd den welligen Linien des Odergebirges vor
dem Beschauer liegt und nach Norden der Blick weit in die schlesische Ebene schweifen kann.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch