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Griechische und römische Classiker, wie Strabo, I. Cäsar, Tacitus, Ptolemäus,
Dio Cafsius und Andere berichten, daß Markomannen und Qnaden um das Jahr 70 bis
50 v. Chr. die ursprünglichen Bewohner Böhmens wie Mährens, nämlich den keltischen
Stamm der Bojer, verdrängt und sich bis an die Donau angesiedelt haben.
Diese Völker führten mit den Wandalen, Alainannen, Longobarden, Nariskern und
anderen den gemeinsamen Namen Sueveu und gehörten zu den Ost-Germanen, welche
vom mittleren Deutschland bis au die Grenzen Paunoniens verbreitet waren. Im vierten
Jahrhundert u. Chr. traten die Bajnvaren, Gothen und andere Völker an ihre Stelle,
bis nach Abzug derselben im fünften bis sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung
slavische Völkerschaften von Osten her in die von Germauen verlassenen Länder Böhmen
und Mähren einwanderten.
In diesem geschichtlichen Bilde sehen wir ein Kaleidoskop von Völkern, die beute-
lustig übereinander herfielen, die Geguer vertrieben oder vernichteten.
Hervorragende Geschichtsforscher, Mommfen, Prinzinger und andere haben die große
Unwahl scheiulichkeit dieser geschichtliche« Nachrichten hervorgehoben, indem Völker, die
an der Scholle haften und sich von ihr ernähren, nicht „wie Frühliugsschuee" kommen und
vergehen, weßhalb wir in den verschiedenen Namen vielleicht nur die in aufeinander
folgenden Zeiten verschiedenen Bezeichnungen verwandter Volksstämme erkennen dürften.
Archäologische wie sprachliche Forscher (Lindenschmit, Grimm) haben die einheitliche
Abstammung, die natürliche Entwicklung der Kelten und Germanen festgestellt, daher wir
im Allgemeinen Keltogallier von Frankreich bis an den Rhein und Keltogermanen vom
Rhein bis an die Weichsel unterscheiden.
Diese Ansicht von der Einheit der Kelten und Germanen, nämlich die auf gute
historische wie sprachliche Beweise gestützte Behauptung, daß Kelten und Germanen ein
und dasselbe Volk in Leibesbeschaffenheit und Sprache, Sitten und Religion gewesen, hat
durch die eingehenden Untersuchungen der Schädel diesbezüglicher Gräber eine unerwartete
Bestätigung erfahren. Nach den Messungen H. Schaafhausens sind diese Schädel alle
Langschädel (dolichocephal), unterscheiden sich blos durch größere oder geringere Capacität.
Auch die Reihengräber Mährens, die sich schon durch ihre Beigaben als frei vom römischen
Einfluß beweisen, zeigen in ihren wohlerhaltenen dolichocephalen Schädeln volle Über-
einstimmung mit den Reihengräbern Deutschlands und bezeichnen somit den altgermanischen
Typus. Gleichwie die Schädel aus der Gräberstätte von Rebesovitz bei Raigern, welche
der hervorragende mährische Forscher Med. Dr. Wankel eingehend untersucht und im
Gegensatz zu den späteren slavischen Schädeln als germanisch bezeichnet hat, tragen auch
die wohlerhaltenen Schädel aus den Gräberstätten von Kroman, Gaya und anderen
Orten in Mähren in voller Übereinstimmung mit denen von Niederösterreich (Stillfried,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch