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schon bestandenen Zweittheilung des Landes (die eigentliche Markgrasschaft und das
Olmützer Bisthum) uoch eine dritte und vierte Theilung, welche dem Bestand einer
Ceutralgewalt nur hinderlich sein konnte und Anlaß zu vielen MißHelligkeiten zwischen den
Söhnen Johanns wurde. Bald nach dem Tode Johanns (gestorben 12. November 1375)
kam es zu einem Zwist zwischen Jodok und Johann Sobeslav, der, weil im Jahre 1377
gütlich beigelegt, keine schädliche Wirkung im Lande verursachte. Aber mit dem Jahre 1380
beginnt für Mähren eine trostlose Zeit. Nach dem Tode des Olmützer Bischofs Johann
wollten Jodok und Prokop, daß das Kapitel ihren Bruder Johann Sobeslav, der
Priester war, zum Bischof wähle; als das Kapitel diesem Wunsche sich nicht gefügig
zeigte, wurde es aus Olmütz verjagt, dagegen aber über Jodok und die Stadt Olmütz
der Kirchenbann verhängt, welcher erst aufgehoben wurde, nachdem von Jodok Genug-
thuung geleistet worden war. Markgraf Prokop setzte jedoch mit seinen Anhängern die
Feindseligkeiten gegen die Olmützer Kirche fort, bis auch er und sein Anhang (1399) mit
dem Bann belegt wurden. Prokop ließ dessenungeachtet von den Angriffen ans die bischöf-
lichen Güter und der Plünderung derselben bis zum Jahre 1403 nicht ab, und da auch
die Vasallen des Bischofs die Güter Prokops und dessen Anhänger nicht verschonten,
wurde ein guter Theil des Landes verwüstet. Er besaß allerdings auch einen politischen
Vorwand für seinen Kampf gegen das Olmützer Bisthum; das große Schisma iu der
katholischen Kirche seit 1378 rief nämlich auch in Mähren tiefe Spaltungen hervor und
da Prokop ein Anhänger des Gegenpapstes Clemens VII. war, glaubte er ein Recht zu
haben, den Olmützer Bischof und sein Kapitel, welche zu Urban VI. hielten, zu bekriegen.
Als zu diesen Wirnissen noch die Uneinigkeit zwischen den Gliedern des Luxemburgischen
Hauses kam, als Jodok und Prokop, Sigmund und Wenzel, dann wieder Jodok und
Wenzel, Prokop und Sigmund sich hartnäckig befehdeten und in nichts sich gleich waren
als in ihrem Hasse, ihrer Rachsucht, ihrem Treubruch und ihrer Ländersucht, verfiel
Mähren in die verderblichste Unordnung, in welcher nicht Recht und Frieden, sondern
Gewaltthätigkeit und Zügellosigkeit herrschte. Die landrechtlichen Gerichtsbücher jener
Zeit sind voll von Klagen über gewaltsame Eingriffe und Wegnahme von fremdeu
Gütern, über Beraubung von Kaufleuten auf offener Straße, deren sich die Anhänger
der einen an denen der anderen Partei schuldig machten. Namentlich erlaubten sich
Prokops Anhänger jeden Frevel an Eigenthum und persönlicher Freiheit uud setzten ihre
verderbliche Thätigkeit auch nach dem Tode Prokops (gestorben 14. September 1405)
unter ihren Führern Johann von Lamberg, genannt der Falke (Lvkol), und Heinrich
von Kuustat, genannt der dürre Teufel (SuckF Üert), fort, deren Beinamen schon
ihre verderbliche Thätigkeit charakterisireu. Einer ihrer Anhänger besetzte die Burg
Eichhorn, von wo aus er die Stadt Brüuu und ihre Umgebung plünderte und verwüstete.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch