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Geschichte Alährens bis zur Gegenwart.
Die Schlacht bei Mohäcs erschließt auch unserem Lande ein neues Geleise seines
geschichtlichen Lebens. Im Brünner September-Landtage erscheint die Gesandtschaft des
Habsburgers Erzherzog Ferdinand und legt seine Zuschrift vor, worin der Gatte der
Jagellonin Anna, der Schwester König Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen, ihren
Ansprnch ans die erledigten Reiche vertritt und seine Bewerbung um das Markgrafthum
Mähren ankündigt. Nicht ohne Schwierigkeiten vollzieht sich in Böhmen die Wahl des
Habsburgers (23. October), da vorerst die Nebenbuhlerschaft des Hauses Baiern-Wittels-
bach aus dem Felde geschlagen werden muß; umso leichter gestaltet sich die Lösung der
Frage in Mähren. Die Olmützer Ständeversammlung (anfangs November) erkennt das
Erbrecht der Gemalin Ferdinands an und die „Annahme" beider zu Landesfürsten
Mährens vollzieht sich. Im Laufe des Decembers gelangen die Forderungen und Wünsche
der Landschaft zum Austrag.
Anfangs April 1527 begab sich das fürstliche Paar zur Huldigungsentgegenuahme
nach Brünn, sodann nach Olmütz. Den 26. dieses Monats unterzeichnete Ferd inand I. die
Verschreibnng zu Gunsten der Rechte und Freiheiten Mährens. Dann rüstet der Hof zur
Krönungsfahrt nach Böhmen und trifft den 29. April bei Jglan, am Gemärke beider
Länder, mit der Gesandtschaft der Böhmen zusammen, welches Ereigniß nachmals (1565)
der Jglauer Stadtrath durch ein Denkmal an Ort und Stelle verewigen ließ.
Als der Enkel Maximilians I. die Herrschaft im Markgrasthum Mähren antrat, fand
er ein kräftig entwickeltes Ständewesen vor, dessen Schwerpunkt in den „Herren" lag, in
dem an Vorrechten bestbedachten Adel. Seit den Hnsitenkriegen wog im Adel Mährens
bei allem Einfluß deutscher Verwandtschaften und Bildungsmittel das slavische Wesen
mehr denn je in Rede und Schrift vor, während der Bevölkerungskern der landesfürstlichen
Städte und Märkte des Markgrafthums noch immer den Dentfchmährer darstellt und in
Ostmähren, am Gesenke, zusammenhängende Ansiedlnngen alten Ursprungs behauptet.
Doch wurzelte der Gegensatz zwischen Adel und Bürgerthum weniger in nationaler
Verschiedenheit als vielmehr in Standesinteressen, die den Adel, voran die Herrenbank,
immer bestrebt zeigen, die Stimme des Bürgers in der Landesvertretung möglichst zu
dämpfen und ihn namentlich von der Erwerbung landtäflicher Güter fernzuhalten.
Die Glaubensspaltung, seit den Hnsitenkriegen auch in Mähren heimisch, zeitigt eine
wachsende Zahl von Bekenntnissen. Neben den Katholiken und Utraquisten erlangte die
sogenannte „Brüder-Union" eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für Ost- und West-
mähren mit den Hauptsitzen: Sternberg. Fuluek, Leipnik, Weißkirchen, Prerau, Ungarisch-
Brod, Straznitz, Austerlitz, Bitesch, Kralitz, Eibeuschitz, Trebitsch. Sie erfreute sich der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch