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der großen Türken- und Tatarengefahr (1663) die Fortifieationen nur zur Hälfte gediehen
und begleite« noch den Ausgang des XVII. und die erste Hälfte des folgenden Jahr-
hunderts mit ihrer stückiveifen Entwicklung.
Olmütz blieb bis zum Sommer des Jahres 1650 von den Schweden besetzt. Als
es von denselben geräumt wurde und der vom Kaiser neu eingesetzte Stadtrath seine
Thätigkeit ausnahm, regte sich wachsende Baulust. Die heimkehrenden Jesuiten schritten
an die Errichtung eines neuen Convictes, die Kapuziner brachten neunzehn Häuser an sich
und gewannen so den Grund und das Material für ihren Kloster- und Kirchenbau. Auch
mehrten sich die wiederhergestellten Bürgerhäuser und die Besiedelnng der Stadt aus
Umgebung nnd Ferne nahm zu. Ein kaiserliches Mandat vom Jahre 1654 verfügte —
gleichwie für Brünn, Jglau und Znaim — die Wiedererbanuug der zerstörten Vorstädte,
soweit sie dem Befestigungszweck keinen Abbruch thäte, eine Weisung vom September
1655 betraf die Fortification der beiden Hauptstädte Mährens. So erhielt allmälig
Olmütz jenes änßere Gepräge, das in seinen Grundzügen die Abbildung vom Jahre 1664
nnd das Gemälde im städtischen Rathhanse vom Jahre 1674 beiläufig erkennen lassen.
Die katholische Restauration nahm seit 1650 ihre durch den langen Krieg unter-
brochene Thätigkeit wieder auf. Der Jesuitenorden wirkt von Olmütz, Brünn, Jglau, Znaim
und Hradisch durch weitverzweigte Glaubensmissionen; seine Hochschule an erstgenanntem
Ort erholt sich wieder. Geräuschloser, aber nachhaltiger in ihren bescheidenen Zwecken
gestaltet sich die Thätigkeit der Piaristen, die den Weg in die von befreundeter Seite ihnen
eröffneten Städte findet. Leipnik nud Straznitz zähle» zu den frühesten Ansiedlnngen der
Väter der frommen Schuleu. — Mit der buuteu „Sectirer-Colouie" in Trebitsch wird
aufgeräumt uud das noch im Jahre 1649 widerspänstige Walachenvolk Mährens
gebändigt. Immerhin blieb der Mangel an Pfarrern und Weltgeistlicheu noch lange ein
Hemmschuh einer durchgreifenden Katholisirung. Der Kryptoprotestantismns behauptet
sich au zahlreichen Orten, so auch im Knhländchen, zu Fuluek, das mit der späteren
Gründung der Herrenhntergemeinde (1722) in engem Znsammenhang steht.
Ruhiger gestalten sich für Mähren die Herrschertage Leopolds I. (1657 bis 1705),
doch fehlte es nicht an bewegten, gemeinschädlichen Jahren. 1663 streiften Türken und
Tataren bis Olmütz und Brünn, das Thaya- und Schwarzawa-Gebiet und den Hradischer
Kreis entsetzlich verheerend. 1683 (Jnli) entboten die Stände 1700 Mann Fußvolk und
850 Reiter an die ungarische March. Das polnische Hilfsheer nnter König Sobieski
uahm den Weg durch Mähren an die Donau zum Entsätze Wiens. Aber es hatten sich
auch schlimmere Gäste eingefunden: tökölyische Kurnzzen und türkische „Martelosen"
brachen iu Ostiuähreu ein, bei welchem Anlasse die Nentitscheiner den bedrängten Frauk-
städteru gegen die Angreifer wacker beistanden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch