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das Böse seine entsprechende Bestrafung. Hell klingt der Ruf zu heiterem Genusse
des Lebens:
„Loustig, loustig, weil m'r lave! Wenn m'r waen gcstuevc sein,
Weiß m'r doch ni, wenn m'r stave; Waen m'r ni meh loustig sein!"
Der Bursche bringt seinem Mädchen folgendes Ständchen:
„Blih nof, blih nof, Suommerkoen!
Hoe mein schönes Liv verloen.
Blih nof, blih nof, Suommerwaez!
's es mir eim mai Liv sn laed. Blih nof, blih nof, Ronsestranch!
Ich schao mir an anders aus.
Blih uof, blih uof, Blimle blö!
Mai schon's Liv ies wieder do!"
Er klagt ihm in rührender Weise seine „unendliche Liebe":
„Schotzle, wos hoe ich Dir Laeds gethon,
Doß Du Dai Pirschte ni schaoest ö?
Doß Du Dai Aigerlaiu ounder Dich schleäst,
Doß Du zu mir kae Liv meh treäst?
Schao mir ounder mai Ogesicht,
Schao, wi mich de Liv Hot zngericht! Schmeckt m'r ju wader Spaise noch Trank,
Ich bien ju vir lauter Liv asu krank.
Wenn glai der Hiemmel popieren weär,
Onn ide Steanle a Schraiberle weär,
Onn schrieben an ides meit sieve Hend,
Se queme ni meit mai'r Liv zu End !"
Die Jg l awane r besitzen nicht blos viele kirchliche Lieder, sie sind auch reich an
weltlichen. Das „Schnaderhüpferl" — hier charakteristisch „Buhlerlied" genannt — fand
und findet bei den Deutschen dieser Gegend vielfältige Pflege. Der ganze reiche Schatz
des Volksherzens offenbart sich in diesen Liedern, die jauchzende Freude und tiefen Schmerz
gleich treffend zum Ausdruck zu bringen wissen. Das Mädchen, das, seines Werths bewußt,
des Bräutigams harrt, singt:
„Drei schneeweiße Tänbla Und der Schatz, der m'r bestimmt is,
Fliegen über mei Haus — bleibt m'r uit aus."
Das verlassene Dirndl, das den trenlosen Buhlen beklagt, wird folgendermaßen
getröstet:
„Tu darfst ja nit wän, Du bist a schön's Madl,
Du darfst nit a so than, Kriegst bald wieder an."
Der fröhliche Bursche singt in seinem Übermnth:
„Frau Wirthin, schreibt's auf Daß olli Leut' wissen,
Schreibt's ober die Thür — ! Daß i liederli wir —"
Daß viele deutsche Volkslieder, welche allüberall gesungen werden und das Eigenthum
Aller geworden sind, „soweit die deutsche Zunge klingt", den Deutsch-Mährern nicht fremd
sind, ist wohl ganz selbstverständlich.
Auf volkstümliche Dichtungen religiösen Inhalts wurde schon früher aufmerksam
gemacht. Viele derselben haben eine dramatische Form, wie z. B. die zahlreichen Weih-
nachtslieder, von denen bereits die Rede war.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch