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Mönchstein bei Groß-Ullersdorf mit dem unterirdischen Palast des „Minich" oder „Grüu-
hüttel",andasBergmännlein „Trollen" bei Altstadt, an den Steinberg nächst Klein-Mohran,
dann an das Quergelloch nächst Bärn, den Rothenberg bei Stadt Liebau, au den Bottichstein
zwischen Nikolsburg und Klentnitz, den Florianiberg bei Bisenz und an den Neutitscheiner
Berg. Oft waren schwarze Riesenhunde mit furchtbarem Gebisse die Wächter dieser Schätze.
Unter den weiblichen Elementargeistern fesseln die Nixen, Wasserjungfrauen,
Nymphen, besonders das Interesse. So erhielt sich in den lieblichen Thäleru der Thaya
die Mythe von den Pelzweibchen, einer Art Elfen oder Undinen, welche in mondhellen
Nächten wie am sonnigen Mittag sich in der grünenden Dämmerung der Erlengebüsche
mit fröhlichem Tanze belustigen. Dann treten die zwergartigen weißen Weibchen ans
Ufer und ziehen die niedlichen Pelzchen aus, um dieselben unter stummem, freundlichem
Kopfnicken zu waschen. Sie sind gutmüthig, werden sie aber gestört oder verspottet, so
fühlt der Frevler sofort die unverhältnißmäßige Schwere ihrer kleinen Hände.
Die Odernixe des Kuhländcheus berückt durch Schönheit und liebliche» Gesang die
Jünglinge und zieht sie zu sich in ihr nasses Flnthenreich. Desgleichen die Wasserjungfrauen
in der Marchgegend, dann bei Alttitschein und im Jungfernteiche bei Rossitz. Ihr Körper ist
meergrün und endet in einen Schlangenleib, daher sie sich gerne mit dichtem Nebel um-
geben. Im Waldgebiet von Groß-Ullersdorf herrscht Melusine, in wasserblaues Gewand
gehüllt, das offene Haar mit Perlen durchflochten. Sie sitzt auf einem Steine; wird sie
angesprochen, so gibt sie zur Antwort: „So weit das Wasser nnvermischt mit anderem fließt,
so weit geht meine Herrschaft." Ein Junker führte sie mit ihren Schätzen heim, überraschte
sie aber einmal im Bade, wo sie an gewissen Tagen bis zum Gürtel Weib, von da ab
Fisch war. Sie verschwand und nur ihr klagender Gesang wurde noch fernerhin gehört.
Man glaubt im Pfeifen und Heulen des Windes Melusinens Klagen um ihre Kinder zu
hören. Auch im Pnnkva-Thale (Blansko bei Brünn) hört man öfters ein Aechzen und
Klagen von den mit offenem Haar im Gewässer sich zeigenden kleinen Weibern und aus
dem Schloßbrnnneu zu Leschna entsteigt bei mondhellen Nächten eine liebliche Nixe mit
einem Fisch in der Hand und ebenso im March-Gebiete eine schöne weiße Frau in der
Mitte der Teiche.
Auch des Wassermannes wird in den Flußgebieten Mährens vielfach gedacht. Er
erscheint in verschiedenen Gestalten, als Knabe, Zwerg in grüner Kleidung, Jägerbursche,
Krämer oder als Fisch, der Menschengestalt annimmt u. s. w. Sein besonderes Kennzeichen
aber ist, daß ihm stets vom linken Rockschoße das Wasser tropft. Er ist gerade nicht feindselig,
sucht aber oft Kinder durch farbige Bänder in sein Netz zu locken. Manchen armen Fischern
hilft er aus der Noth, wie zu Schidrovitz der Wassergeist mit eiuem Fisch, aus dessen
Verkohlung ein Klumpen Silber erstand.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch