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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17
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212 Sonntag genähten nicht verwesen könne. Als die Frau am Grabe erscheint, öffnet sich dasselbe, sie stürzt hinein, fällt ihm um den Hals und bleibt bei ihm, die Kinder des Himmels Obhut anvertrauend. Die in weiter Ferne an einen lieblosen Mann ver- heiratete Tochter fliegt in Gestalt eines „grauen Vogels" nach Hause, setzt sich im Garten auf die weiße Lilie uud klagt der Mutter ihr Leid. Solche mythische Stoffe sind indeß nicht sehr zahlreich. Einen viel ausgiebigeren Stoff liefern den Volksballaden die tragischen Ereignisse des alltäglichen Lebens: der Verwandtenmord, der Mord aus Eifersucht, der Selbstmord aus verschmähter Liebe, aus ungestillter Sehnsucht uach dem Geliebten oder ans unheilbarem Schmerz über dessen Verlust .'c. ?c. Auch das freilich schon längst nur sagenhafte Nänberleben nach seinen Licht- uud Schattenseiten, mit seiueu Abeuteueru und Gefahreil hat Stoff zu mancher hübschen Volksballade geliefert. In diesen Liedern erscheinen die Räuber uicht als Verbrecher, sondern als „kühne Bursche", welche deu Reichen das Überflüssige abnehmen, um es deu Armen zu schenken. Als solche haben in Mähren eine gewisse Berühmtheit erlangt die historischen Räuber Ondräö, Juras und Janosik, deren kühne Streiche sowohl in Liedern, als auch iu zahlreichen Sagen und Anekdoten fortleben. Endlich werden in unseren Balladen auch manche hervorstechende Ereignisse ans den Türken- und Franzosenkriegen befnngen. Alle diese, mitnnter recht spröden Stoffe versteht die naive Volksmuse mit künstlerischer Sicherheit zn echten Balladen zu verarbeiten. Die resnltirende Stimmnng ist in den meisten mährischen Balladen echt tragisch, doch gibt es unter ihnen auch eine erkleckliche Anzahl recht hübscher Lieder mit heiterem Ansgang. So das Lied von jener wackeren Banerstochter, welche dem königlichen Aufrufe folgend statt ihres alten Vaters ins Feld zieht, eine Schaar Türken niedermetzelt und die übrigen in die Flucht schlägt. Der „Herr König" staunt ob der unerhörten Tapferkeit des jungen Husaren und will ihn mit der Hand seiner eigenen Tochter belohnen. Als sich dann der vermeiutliche Husar als die die Tochter eines armen Vaters" entpuppt, führt er sie seinen: einzigen Sohne als Gemalin heim. „Der Krieg wurde sofort beendet nnd die Hochzeit gefeiert." Von den eigentlichen Liedern sind ein gntes Drittheil Liebeslieder. Aus der Sehnsucht nach dem geliebten Wesen, ans der Überwindung mannigfaltiger Hindernisse, die sich der gegenseitigen Liebe in den Weg stellen, entsprießen nnsere schönsten Lieder. Sie malen mit echt poetischen Farben das Bild des geliebten Wesens; sie singen das Lob treuer Liebe und ergehen sich in Klagen über das ungetreue Wesen. Aus unwiderstehlicher Sehnsucht uach der daheim gelassenen Geliebten wird der Soldat zum Deserteur, trotzdem er die traurigen Folgen voranssieht. Aus solcher Liebe schießt bei gegebener Veranlassung anch die lodernde Flamme nngezähmter Eifersucht hervor, die mit gleicher Heftigkeit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Volume 17
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Mähren und Schlesien
Volume
17
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1897
Language
German
License
PD
Size
15.42 x 21.88 cm
Pages
750
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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