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Bedachungsart ist, wie ja auch die Gegend bei Visovitz früher als jene von Meseritsch
und Vsetin besiedelt wurde.
Die Innenwände der Holzhäuser sind weiß übertüncht, von außen sind die Fugen
zwischen den Balken mit Moos verstopft und mit Latten verkleidet und nur die Fenster
sind von einem Rahmen aus Kalkanstrich umgeben, was nicht gerade der Verschönerung
dient, vielmehr nur den Zweck verfolgt, das Haus vor bösem Zauber zu schützen.
Außer dem Stück der Wand, an das sich der Herd anlehnt und welches der
Feuersicherheit wegen gemauert ist, kommen beim Bau einer walachischen Hütte nur
vier größere platte Steine zur Anwendung, die unter die vier Ecken des Hauses gelegt
werden, weshalb sie auch pockükewiky heißen. Auf dieselben legt man je ein Zehn- oder
Vierkreuzerstück, damit sich das Geld beim Hause halte. In größeren Wirthschaften ist zwar
die Trennung der menschlichen Wohnung von den Viehställen vollständig durchgeführt, so
daß die letzteren ein selbständiges Gebäude bilden. Bei der großen Armuth dieser Berg-
nnd Waldbewohner war jedoch die Trennung nicht überall durchführbar, und so
kommt es oft vor, daß den Gast gleich bei seinem Eintritt in eine walachische Hütte ein
freundliches Gebrüll der Kuh oder ein Blöken der Schafe begrüßt. In solchen kleinen
Behausungen ist der Stall lediglich durch eine Holzwand von der Stube oder vom Flur
getrennt und dasselbe Dach schützt den Menschen wie die Thiere.
Bei allen walachischen Häusern — selbst die stattlichen Erbrichtereien nicht aus-
genommen — ist die Hausthür immer auffallend niedrig und wird der Eintritt überdies
durch den sehr hohen Schwellbalken beeinträchtigt. Vom duukelu und kleinen Flur aus
betritt man seitwärts die Stube, die immer die ganze Tiefe des Hauses einnimmt und
nach drei Seiten hin winzig kleine Fenster besitzt. Die eine Ecke nimmt hier wieder der
massive Tisch ein, der zumeist aus Lindenholz gezimmert ist uud Jahrhunderle überdauert.
Holzbänke mit geschnitzten Lehnen und ein eben solcher Sessel — ein einziger in jeder
Behausung — uebst einer gemauerten, um den großen weißgetünchten Backofen laufenden
Bank dienen zum Sitzen. Ober dem eigentlichen Herd — einer breiten gemauerten Bank
vor der Öffnung des Ofens — gähnt trichterförmig der hölzerne Rauchmantel (sopücli),
der den Rauch in den Dachraum abführt, von wo aus der Rauch sich den Weg oft heute
noch durch die Fensterchen im Giebel und durch alle Lücken und Löcher des Daches
selbst suchen muß; nur neuere Häuser besitzen einen Schornstein. Unter der Ofenbank
theilen die Hühner und sonstiges Geflügel in Körben und ähnlichen Behältern die
Wohnung mit dem Hausherrn. Von der niedrigen Balkendecke (poval, t!o) hängt ein
ganzes System wagrechter Stangen zum Aufhängen von Kleidern und dergleichen herab.
Gestampfter Lehmboden vertritt im ganzen Hause die Dielen. Größere Haushaltungen
besitzen eine Kammer, wo der Mehlkasten und das Krantfaß steht, nebst einem Verschlag
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch