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ethnographischen Romans bleibt unerreicht, nnd mit Recht hat sein dankbares Heimatsdorf
das schlichte Bauernhaus, wo Karl Postl am 3. März 1773 das Licht der Welt erblickt
hat, mit einer marmorneu Gedenktafel geschmückt uud die Stadt Zuaiin des Dichters
wohlgelungene Bronzebüste auf einem schönen Platze inmitten freundlicher Anlagen
aufgestellt.
Neben Sealsfield müssen die anderen deutschen Schrissteller der vormärzlichen Zeit
zurücktreten. Wir nennen zunächst auf epischem Gebiete die Novellisten Emauuel
Straube (geboren zu Nikolsburg am 14. December 1801, gestorben in Salzburg am
5. März 1872) und Johann Paul Weiuer (geboren 1815 zu Jglau, lebte als Steuer-
einnehmer in Göding und Trebitsch und starb 1859 in Wien). Mehr der Pflege der Lyrik
widmeten sich Dichter wie Johann Andreas Eder (starb 1858 als Oberamtmann in
Groß-Seelovitz), der auch als vaterländischer Historiker Anerkennung erwarb. Bedeutender
ist der als Stadtrath in Brünn im Jahre 1883 verstorbene Franz Donueh, dessen
Gedichtsammlung „Schwertlilien" manches formvollendete Gedicht aufweist. Rudolf
Hirsch, geboren zu Napagedl 1816, war ein formen- und gedankenreicher Lyriker, sowie
auch ein feiuenipfindender Musiker uud Compouist, dessen Musikkritiken in der „Wiener
Zeitung" großes Ansehen genossen. Poetische Lorbeeren pflückte in seiner Jugend I. N.
Berger (geboren zu Plößnitz am 16. September 1816), der spätere Minister, dessen
kaustischer Witz und schonungslose Satire gefürchtet waren.
Auch das Drama fand in diesem Zeitraume unter den deutschen Schriftstellern
Mährens bedeutende Pflege. Wir heben hervor Franz Anton Jordan Ritter von
Fraport« (geboren 1781 zu Schöuberg, gestorben als pensionirter Oberpolizeirath in
Brünn); er liebte in Trauerspielen und Possen („Staberl in der Unterwelt" n. A.) derbe
Mittel und starke Effecte. Franz Seraphin Mandelzweig (geboren zu Proßnitz 1792,
gestorben 1864 in Brünn, wo er zuerst als Kaufmann, dann als Literat und Sprachlehrer
lebte) war ein ungemein fruchtbarer Bühnenschriftsteller und in den Vierziger-Jahren
eine wahre Stütze des Brünner Theaters. Dr. Alois Jeitteles (geboren zu Brünn
1794, wo er auch als praktischer Arzt wirkte uud 1858 starb) schrieb treffliche Lustspiele,
von deueu einige auch auf der Bühne des Wiener Burgtheaters zur Aufführung kamen
und gefielen. Mit Castelli gemeinsam verfaßte er die danials vielbelachte Parodie auf die
Schicksalstragödien: „Der Schicksalsstrumpf". Ein bedeutendes, aber durch die Härte
eines unfreundlichen Schicksals nicht zur vollständigen Entfaltung gelangtes Talent war
Vinzenz P. Weber (1809 zu Trauteuau geboren uud als Stadtphysikus in Mährisch-
Trüban 1859 gestorben). Sein Erstlingswerk, die Römertragödie „Spartakus", machte
Aufsehen uud uahm vom Wiener Burgtheater aus ihreu Weg durch ganz Deutschland.
Auch fein zweites Trauerspiel: „Die Wahabitin" hatte großen Erfolg; die späteren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch