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Sendung des Herrn Lev z Rozmitälu an die europäischen Höfe voll köstlicher cultur-
historischer Details. Der letztere machte sich aber auch um die böhmische Literatur dadurch
verdient, daß er dem verbannten Polen Bartholomäus Paprocky z Hlohol a Paprocke
Vüle ermöglichte, die erste mährische Adels- und Landesgeschichte zu verfassen (in
böhmischer Bearbeitung unter dem Namen ^reacklo inarkrabstvi mvruvsköko in Olmütz
1593 erschienen), die trotz zahlreicher Mängel viel benutzt und von Chr. Pfeifer ins
Deutsche übersetzt wurde.
Während der Humanismus bei uns einen katholischen und gemissermaßen aristo-
kratischen Charakter trug, kennzeichnet die gleichzeitig mit ihm auftretende Brnderuuität
ein reformatorischer und demokratischer Zug. Aus dem Schoße des Volkes emporgewachsen,
um wenigstens die religiösen und sprachlichen Erfolge der Hnsitenkriege zu retten, sucht und
findet sie ihre Hauptstütze wieder im Volke, wenngleich auch zahlreiche Mitglieder des
Adels derselben beitraten. Da sich die Unität neben altchristlicher Einfachheit, strengster
Sittenreinheit und friedfertiger Arbeitsamkeit die Pflege der böhmischen Sprache zur
Aufgabe gestellt hatte, errichtete sie überall Schulen (zu Eibenschitz, Kralitz, Namiescht,
Groß-Meseritsch, Lulc, Chropiu, Prerau, Leipnik, Weißkirchen, Ungarisch-Brod n. a.),
wie auch zahlreiche Buchdruckereien und gestaltete sich so gleichsam zu einer Corporation
von Lehrern, Priestern, Schriftstellern und Buchdruckern. Natürlich wollten weder die
Utraqnisten, noch die Katholiken (diese namentlich seit der Einführung des Jesuitenordens
durch den Olmützer Bischof Wilhelm Prnsinovsky 1566) hinter ihnen zurückbleiben. Durch
diesen Wetteifer gelangte das Schulwesen, von Mag. Bachäcek mit einem ausgezeichneten
Reglement versehen, zu uie dagewesener Blüte, welche für die Weiterentwicklung der
böhmischen Sprache und Literatur vielverheißend war, obzwar in den Schulen die lateinische
Sprache den Hauptgegenstand bildete und es keine Macht gab, die den Bestrebungen
Bachaceks den nöthigen Nachdruck verliehen hätte.
Eine Unzahl von Namen und Schriften meist religiöser, geschichtlicher und pole-
mischer Natur, deren Aufzählung wir uns wohl ersparen dürfen, füllt von nun an durch
das ganze XVI. und den Anfang des XVII. Jahrhunderts die mährische Literaturgeschichte,
aber philosophische Tiefe oder poetischer Schwung ist den meisten fremd. Es mögen blos
die für die Culturgeschichte des Landes wichtigen Gedenkblätter Heinrich Praksicky's von
Zästrizl und seines Sohnes Georg, der Briefcopiar Albrechts von Könitz mit werthvollen
Notizen über die mährischen Brüder, der Commentar zur Landesordnnng von Ambros
Sixt von Ottersdorf, der auch die Autobiographie Kaiser Karls IV. böhmisch herausgab,
ferner die Sammlungen der Klage und Sprnchbücher des Brünner Landrechtes von Jan
Humpolecky z Kybeuska uud die von Smil Osofsky von Doubravitz aus den Jahren
1575 bis 1612, endlich auch die Landtagsbücher, welche auf Beschluß der Stände seit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch