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geistige» Lebens in Mähren immer deutlicher vernehmen. Dem oberwähnten Zeitschriften-
paar erstanden in neuester Zeit weitere Nebenbuhler in der Brüuuer I^iva (Redacteur
Dr. Fr. Rohacek), welche sich zur Aufgabe machte, die modernen literarischen Strömungen
auch bei uns zum Durchbruch gelangen zu lassen, und dem Olmützer NüS Vvmuv
(Redacteur ?. Josef Vövoda), der wieder die Bedürfnisse der breitesten Leserkreise
berücksichtigt. Neuestens hat auch die katholische Moderne ihr eigenes Orgau »Novx
(Neues Leben) begründet, das ?. Karl Dostal-Lntinov und ?. Fr. Skali'k herausgeben.
Dabei öffnen auch die zahlreichen politischen Zeitschriften bereitwillig ihre Spalten poetischen
Schöpfungen, während die Naigerner ttlickka literaini (gegründet 1883, Redacteur
Dr. Paul Vychodil 0. 8. L.) und die Brünner I^iwräi-m list? (gegründet 1879, Redacteur
Fr. Dlonhy) kritischen oder publicistischeu Besprechungen, auch literarischen Essays
gewidmet sind und durch dieselben den Aufschwung des Schristthnms fördern. Es sind
dies zugleich die einzigen der literarischen Kritik ausschließlich gewidmeten Organe in
der ganzen böhmischen Literatur. Der von dem Mährer F. A. Urbäuek begründete
Vestnik bidlwFi-ntiek^ konnte sich nicht erhalten. Trotzdem bleibt die Prosa glücklicher
als der Vers.
Der mährische Dichterhain füllt sich erst langsam, aber schon werden in demselben
neue Wege gebahnt und die alten sind nicht ohne Anmuth. Für Gott und Vaterland! so
klingt es aus den wohllautenden und herzlichen Versen Vladimir Stastuy's sowohl
epischer als lyrischer Natur, während derselbe als Didaktiker die ganze Menschheit den
Ideen des Schönen, Guten und Wahren dienstbar zu machen wünscht. Franz Täborsky
und Fr. Prochäzka verlegten ihren Wirkungskreis nach Böhmen, besingen aber Mährens
Land, Leute und Natur (ebenso ?. Mistecky) und vertiefen sich auch gleich Vladimir
Stastuy in die Vergangenheit. Neuestens wandte Täborsky sein Augenmerk dem Prager
Studenten- und Salonleben zu und führt es mit Humor, Mitgefühl und satirischen
Seitenhieben vor. Prochäzka wieder allegorisirte das Wiedererwachen Mährens und sucht
den Motiven der Liebe und Natur neue Töne abzulauschen. Leo Scholz vertieft sich in
die mythische Periode der böhmischen Geschichte, Adam Chlumecky pflegt mit Vorliebe
die Allegorie. ?. Fr. Kysely windet einen herzdurchglühten Liederkranz den Slavenaposteln,
Josef Kallus lobpreist die Schönheiten seiner Beskydeu und des dortigen Lebens, Johann
Necas zeichnet sich mehr als gewandter Übersetzer der polnischen Dichtkunst aus. Aus
Havelka's und Jaroslav Tichy's Feder erfließen patriotische Lieder nnd eruste Mahn-
worte, Josef V. Hruby versificirt mit Geschick die Volkssagen, Lutiuov tritt in die
Fußstapfen der Volkspoesie, Vymazal faßt Übersetzungen ans allen slavischen Sprachen
in eine große Anthologie zusammen. In den Zeitschriften prüft eine stattliche Reihe junger
Adepten des böhmischen Parnasses die Kraft ihrer Schwingen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch