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liebevolle Behandlung, eine gute Modellirung, wodurch die hübschen Gesichtszüge der im
Profil dargestellten Köpfe charakteristisch hervortreten; wir werden bei Betrachtung der
Porträts an Florentiner Edle erinnert, und gewiß war es ein italienischer Meister, der
die Werke verfertigte. Vom Jahre 1524 stammt das schöne Monument des Ritter Aruestus
Kuzel in der Johanniskapelle der Domkirche zu Olmütz, ebenso die interessante Grabplatte
eines Sohnes des zu Olmütz lebenden Meisters Hans Eibenstock; vom Jahre 1541: die
vier Reliefs an der Kanzel der Danbravnikerkirche. An beiden letzteren Arbeiten ist noch
Gothik nnd Renaissance im Kampfe begriffen. Ein schönes Grabmal ist das eines
Vlasim im Kreuzgange der ehemaligen Dominicanerkirche in Olmütz. Teltsch birgt ganz
besondere Kunstschätze der Plastik in sich, so z. B. in einer großen Nische der Schloß-
Arkaden: die Darstellung des Sündenfalls, wobei Adam und Eva (etwas über
Naturgröße) als Vollfigureu gearbeitet sind; ferner ist die reizend schöne ehemalige
Georgskapelle, 1564 vollendet, mit herrlichen Stuckarbeiten ornamentaler und fignraler
Art ausgestattet. Wir sehen eine hübsche Pietä-Darstellnng, ferner als Dreiviertel-Relies an
einem Wandfelde die fast lebensgroße Scnlptur des heiligen Georg, hoch zu Roß, den
Drachen tödtend n. s. w. Diese Arbeiten waren ehedem polychromirt und reich vergoldet.
Den Hauptschatz aber bietet Teltsch in den Stuckarbeiten der großen, durch zwei
Etagen reichenden Schloß- und Gruftkapelle. Gewölbe und Wände sind auf das reichste
und prächtigste mit zarten Ornamenten, mit schönem Rahmenwerk, mit Fruchtgehängen
und mit großen fignralen Darstellungen in Hochrelief ausgestattet. Das Deckenfeld im
Presbyterium stellt die heilige Dreieinigkeit vor, während das Deckenfeld des Schiffes
die figurenreiche Darstellung des jüngsten Gerichts bringt; zahlreiche Engel, an den
Wänden und der Decke vertheilt, rufen mit ihren Posaunen; die aus den Gräbern
Erstehenden rüsten sich zum Tage des Herrn. Alle plastischen Darstellungen sind durch
Gold hervorgehoben, die nackten Körpertheile fleischfarben gehalten.
Da zwischen diesen schönen Stuckarbeiten und jenen des berühmteil Jagdschlosses
Kurzweil (Kratochvil) in Böhmen vielfache Verwandtschaft besteht (nur übertreffen die
Teltscher Scnlptnren jene von Kurzweil bedeutend), und da die Stuckarbeiten zu Knrzweil
nachweislich von dem italienischen Künstler Antonio Melana herrühren, dürfte derselbe
Meister anch die Arbeiten zu Teltsch ausgeführt habend Nicht unerwähnt soll bleiben,
daß da wie dort einzelne Felder durch ungemein schöne Malarbeiten geschmückt sind,
welche in Kurzweil von einem Maler Namens Wittmann hergestellt wurden; anch hier
läßt sich eine und dieselbe Hand erkennen, so daß man, ohne fehlzugehen, auch die
Teltscher Malerei diesem Maler zuschreiben kann. Noch ein hervorragendes Denkmal
' Prof. Janonsek in Teltsch fand bei den Kratochviler Stuckarbeiten die Inschrift: Antonio Solana kecit. —
Derselbe wird in einem Bertrag anch Steinmetz genannt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch