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ein tüchtiges Studium der Anatomie, ausdrucksvolle, liebevolle Behandlung selbst der
Details und sanfte Anmuth tritt uns aus allen seinen Gestaltungen entgegen. In der
Holeschauer Pfarrkirche rühren die Figuren fast aller Altäre von ihm her; ebenso
in der dortigen gräflich Rottal'schen Gruftkapelle die vortreffliche Arbeit Christus im
Garten Gethsemane, daneben zwei trauernde Engel, dann Christus am Kreuze und die
in Stuck ausgeführten schönen Figuren des Grafen Rottal und seiner ersten Gemalin.
Die bedeutendste Arbeit dieses genialen Künstlers aber war die Ausschmückung der von
seinem Gönner Amand Anton Peterwaldsky von Peterwald zwischen 1730 und 1740
an einem Bergabhang in Strilek mit einem Kostenaufwande von 80.000 Gulden
angelegten Gruft, deren 6000 Quadratmeter großes Plateau erst durch große, von
mächtigen Quadermauern gehaltene Erdanschüttungen geschaffen wurde. Eine mit großen
Vasen gezierte Doppelfreitreppe führte auf den ehemals als Ziergarten behandelten Fried-
hof von quadratischer Grundform, deren Ecken durch einspringende Quadranten abgestumpft
siud. Im Hintergrund erhebt sich, axial stehend, eine kleine, zierliche Gruftkapelle vvu acht-
eckigem Grundrisse, welche rechts und links durch mit großen Vasen gezierte Anbauten
flankirt ist. Auf den vielen Postamenten der Balustrade stehen einzeln und paarweise Putten,
welche in charakteristischer Weise die Symbole der Gegenwart und Zukunft, der Freude
und Hinfälligkeit des irdischen Lebens vorstellen; in dem Gruftgarten befanden sich
ferner eine größere Zahl überlebensgroßer Figuren, welche bis auf drei, bereits
verstümmelte verschleppt wurden (fünf befinden sich in der Tobitschauer Pfarrkirche).
Die Vasen der Freitreppe und der zwei Gruftanbauten sind mit ausgezeichnet schönen
Flachreliefs versehen, welche in großartiger Composition bei richtiger Grnppiruug und
prächtiger Perspective, sowie in zartester Behandlung bei einer Unzahl von Figuren in
höchst ergreifender Weise die Schöpfung, den Sturz der Engel, die Hölle und das jüngste
Gericht darstellen. Bei aller Kühnheit der Idee und trotz der Mannigfaltigkeit in den
Stellungen und Bewegungen so vieler Figuren verstand es Fritsch, die Sache meisterlich
zu beherrschen. In diesen kleineu Arbeiten spricht sich ganz besonders die hohe Kunst des
Bildners aus, der ein würdiger Schüler Rasael Donners und gewiß der bedeutendste
Künstler Mährens in der Zeit des Barockstils war.
Einer der gesuchtesten, meistbeschäftigten Bildhauer des Landes war Andreas
Schweigel, welcher 1812 in Brünn starb. Bedeutender als Schanberger, reichte er
aber nicht an Zahner heran und stand tief unter Fritsch. In der Domkirche zu Brünn
sind von ihm z. B. der Kreuzaltar, der Altar der Heiligen Cyrill und Method, in der
Marienkapelle der hübsche englische Grnß; in einer Unzahl Kirchen des Landes sind
Arbeiten jeder Art von ihm, so in der Brünner Jakobs- und Minoritenkirche, zu Obrovitz,
Nikolsburg, Kiriteiu, Sternberg, Zwittau, Rossitz :c.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch