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Jndustriecentrum ersten Ranges. Im Jahre 1782 gelangten circa 1200 Metercentner
an das Tageslicht, im Jahre 1850 war die erste Million erreicht, 1882, hundert Jahre
nach Beginn eines nennenswertheren Betriebes, betrug die Förderung 26 Millionen
Metercentner und mit Schluß des Jahres 1891 war die Ziffer vou 43 Millionen bereits
überschritten.
Aber nicht nur in Mährisch-Ostran und der nächsten Umgebung zeigte sich der
Segen eines entwickelten Bergbaubetriebes. Überall, wohin die Kohle gelangte — und sie
bleibt zum großen Theile im Vaterland — wirkte sie befruchtend. Brünn und Wien sind
Hauptabsatzpunkte geworden. Längs der eisernen Straßen, auf denen die Kohlen rollen,
entstanden Industrien der verschiedensten Art. Der Städter liebt diese glänzend schwarze
Kohle, weil sie rein und ohne störenden Geruch verbrennt, keiner besonderen Aussicht
bedarf und thatsächlich bis auf ein kleines Aschenhäuflein verschwindet. Der Hüttenmauu
wiederum liebt die Ostrauer Kohle wegen ihres hohen Brennwerthes, ihrer Reinheit nnd
ihrer Backsähigkeit. Kanu er auch mit jedem Brennmateriale seine Dampfkessel heizen,
in seinen Öfen Hitzegrade von Tausenden von Graden erzeugen: zum modernen Hoch-
ofenbetriebe bedarf er guter, billiger und reiner Coakes. Diese liefert ihm das Revier
reichlich, denn in mehr als 1000 Coakesöfen werden gegenwärtig an sechs Millionen Meter-
centner Coakes erzeugt.
Das Kohlenrevier um Mährisch-Ostrau — das Ostrau-Karviuer nach den zwei an
den Endpunkten der Ostrauer Mulden gelegenen Orten benannt — enthält derzeit über
6000 Hektar belehnter Grnbenselder, ist durch 83 Schachte, von denen achtundzwanzig
zur Förderung, achtzehn zur Förderung und Wasserhaltung, zwölf als Kunstschachte dienen,
aufgeschlossen, welche Teufen bis 600 Meter erreichen. Während im Rossitzer Becken nur
zwei Flötze gebaut werden, beträgt hier die Anzahl der mit Sandsteinen und Schiefern
abwechselnd eingelagerten bekannten Flötze 366, wovon aber nur 102 als bauwürdig
angesehen werden. Die Mächtigkeit der Flötze variirt zwischen einigen Millimeter bis zu
vier Meter. Wie die Mächtigkeit, so variirt aber auch die Qualität der Kohle; der Berg-
bau ist in der glücklichen Lage, Kohle jeder Beschaffenheit, magere, halbfette und fette, nach
Bedarf, liefern zu können. Der Aschengehalt der Kohlen ist im Allgemeinen geringer als
der der Rossitzer Kohlen und wird durch sorgfältige Aufbereitung in den mit den Schachten
verbundenen, durch Maschinen betriebenen Anlagen auf ein Minimum reducirt.
Auch die Ostrauer Flötze führen gleich denen im Rossitzer Becken die Schlagwetter
als schlimmen Begleiter, nur treten hier die Gasentwicklungen häufig mit besonderer
Vehemenz und Plötzlichkeit in großen Mengen auf und schaffen die Bedingungen zu ver-
heerenden Explosionen: eine schadhafte Lampe, ein ausblasender Schuß, eine Unvor-
sichtigkeit — und unter Donner, Blitz und Sturmessausen werden der Mensch und seine
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch