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Enclave, deren Zugehörigkeit zu Schlesien lange streitig war. Die Gegend bietet ein
anmuthig bewegtes Hügelterrain ohne hervorstechende landschaftliche Eigenart. Die Straße
von Röwersdorf über Liebenthal und Maidelberg, die Verkehrsader der Enclave, lenkt nach
dem Hauptorte derselben, nach Hotzenplotz am Ossabach. Das hübsch sitnirte Maidelberger
Schloß läßt den Landstrich in seiner Gänze übersehen. Durch seine historischen Reminis-
cenzen merkwürdig heben wir noch den südlich von Hotzenplotz gelegenen Markt Roßwald
hervor. Ein ehemals umfangreiches Schloß mit ausgedehntem Parke bezeichnet die Stätte,
auf welcher sein einstiger Besitzer, Graf Hoditz, ein Freund Friedrich des Großen, seine
barocken Schöpfungen ins Leben rief. Im Westen der Enclave umschlingt ein schmaler, ebener
Saum die nordwärts auslaufenden Vorberge des Hohen Urlich, die hart an die preußische
Grenze heranrücken. Die aus der Enclave über Hennersdorf, Johannesthal und Petersdorf
westwärts führende Straße berührt das tranliche Städtchen Zuckmantel am Fuße des
schön geformten Kegels der Bischofskoppe. Hoch über der Stadt blickt vom Rochnsberge
ein lichtes Kirchlein in die liebliche Ferne, während nach Süden zu dunkle Waldberge
den Hintergrund romantisch abschließen. SüdwestlichvonZnckmantel auf dem „Schloßberge"
ruhen im Schatten dichten Gehölzes die spärlichen Ruinen der uralten Feste Edelstein,
einer der ältesten und größten Landesburgeu, von der die Sage geht, daß Menschenhände
nicht imstande waren, ein so ungeheures Gebäude aufzuführen. In den Bergen um
Zuckmantel blühte einst ein ergiebiger Bergbau auf Gold und Silber. Die bedeutendsten
Spuren haben sich in dem Bergknappendorfe Obergrund am Althackelsberge, eine Weg-
stunde von Zuckmantel, erhalten.
Wer noch ein eigenartiges Landschaftsgemälde genießen will, der darf es nicht
unterlassen, von Zuckmantel über das an Kalksteinbrüchen reiche Endersdorf durch das
schöne Waldthal Latzdorf in die Berge einzudringen. In düsterer waldnmhegter Hochlage
zeigt sich hier das Dörflein Reihwiesen, die höchste bewohnte Ortschaft in Schlesien
(757 Meter), und nahe dabei der interessante „Moosebruch", den das Volk zum Mittel-
punkt eines ganzen Sagenkreises gemacht hat. Der moosbewachsene Boden des an 250 Hektar
großen Hochmoores zittert unter den Füßen und läßt bei jedem Schritt, als warnendes
Zeichen für den Unkundigen, sein schwärzliches Wasser hervorquellen. Zwei Teiche, der
große und der kleine „Sinteich", unterbrechen die melancholische Öde, an der selbst der
freundlichste Sonnenglanz seinen Zauber vergebens verschwendet. Das hochgelegene,
rauhe Dörfchen hat auch am längsten die Unbilden des Winters zn erdulden. Wenn unten
im tiefen Lande die grünen Saaten bereits in Halme schießen, so dauert es noch lauge,
lauge, bis auch die einsame Höhe ihr Schneegewand abstreift und die Strahlen der
Frühlingssonne das erste schüchterne Blümchen aus der dunklen Erde locken. — Nachdem
wir Auge und Herz an den reichen Natnrscenerien des Hochgesenkes erquickt habeu, wollen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch